Welt-Entwurf durch Sprache

Grenzen des Sprach-Modells des NLP und seine Entgrenzung durch die Polykontexturale Logik

I. Neue Fragetechniken im Modell der Sprache

NLP hat durch sein Modell der Sprache ein mächtiges Instrument der Befragung und des Weltverständisses entwickelt. Nicht umsonst lobt Gregory Bateson die Begründer des NLP Bandler und Grinder für ihre Tat. “In der Tat ist vieles, was 1955 schwer auszudrücken war, 1975 wesentlich leichter auszudrücken.”

Mit dem Meta-Modell der Sprache haben die Begründer des NLP ein Instrument entwickelt, das für alle auf Sprache basierende Therapierichtungen von entscheidender Wichtigkeit ist.

Es gibt heute keine Therapie und Beratung mehr, die nicht wesentlich vom Modell der Sprache des NLP, von den Analysetechniken des Meta-Modells und der Eleganz des Milton-Modells profitieren würde.

Die Einsicht in die Modellierungsfunktionen der Sprache durch die Kategorien der Generalisierung, der Tilgung und der Verzerrung hat sich umfassend durchgesetzt.

Auch das Milton-Modell ist unverzichtbare Leitlinie für jede suggestive und Trance induzierende Sprachverwendung.

Es ist nicht übertrieben zu sagen, daß das Sprachmodell des NLP sich zur zeitgemässen Rhetorik und Grammatik des Sprachgebrauchs in der Psychotherapie, des Marketings und des Managments hervorgetan hat.

Die Begründer des NLP haben das Modell der Sprache in genialer Allgemeinheit formuliert, so daß es auch heute noch eine Fundgrube für ungeahnte Schätze darstellt.

Wir erinnern an die wichtigen Entdeckungen des kanadischen Psychotherapie Ehepaars Chong/Chong, die in ihrem “Erweiterten Meta-Modell” Möglichkeiten des Meta-Modells zugänglich gemacht haben, die anerkanntermassen eine enorme Bereicherung darstellen.

Wie unerschöpflich der Fundus des Modells der Sprache ist, zeigen die immer wieder überraschenden Funde, mit denen uns Christina Hall überrascht. Von ihr sagt Bandler, “she is the explorer of this continent”. Sie hat aus dem Sprachmodell die Syntax der “Language of Change” entwicklt und uns nahegebracht, daß Sprache nicht nur ein Instrument der Kommunikation, sondern ein eigenes Wahrnehmungsorgan ist. Ja, sie hat eine Brücke geschlagen vom NLP-Modell der Sprache zur Sprachauffassung des Philosophen Martin Heidegger, für den die Sprache “das Haus des Seins” ist.

Das Modell der Sprache fungiert allerdings nichtnur als Methode der Befragung des Klienten, sondern steckt auch den allgemeinen Rahmen dessen ab, was im NLP unter Sprache verstanden wird. Das Sprachverständnis bestimmt, welches Menschenbild im NLP gilt, und welche Grenzen der Kommunikation sich NLP damit eingehandelt hat.

II. Unsere Erfahrungen

Durch die langjährige therapeutische Erfahrung von Klaus Grochowiak und die synthetisierende Brille von Rudolf Kaehr ist gelungen, eine Zusammenschau der bisherigen neuen Funde aus dem Sprachmodell und einen überraschenden bis dahin nicht gekannten systematischen šberblick anzubieten. Wir werden einen Bericht von unseren eigenen Erfahrungen, Funden und Erkenntnissen der Exploration des Kontinents der Sprache geben. Es ist erstaunlich wie unentdeckt dieser Kontinent weiterhin ist.

Die faszinierende Mächtigkeit des Sprachmodells und die von uns entwickelten neuen Fragetechniken werden wir in Demos vorführen und trainieren.

Die neuen Wege im Irrgarten der Sprache, unsere Funde darin und was sie uns bedeuten, wollen wir nicht für uns behalten. Wir wollen, daß alle NLPler an unseren Einsichten teilhaben und sind sicher, daß sich unsere Begeisterung auf die Seminarteilnehmer überträgt und sie beflügelt, selbst aufzubrechen, um neue Erkenntnisse und Erfahrungen im Reich der Sprache zu sammeln. Ausgerüstet mit unseren Werkzeugen werden sie fündig werden.

Wir werden die Avantgarde der Sprachphilosophie und Linguistik für die Berufe des kreativen Sprachgebrauchs (Therapeuten, Manager, Pädagogen, Trainer, usw.) vermitteln und die neuen, von uns entwickelten Frage-Techniken trainieren.

III. Integrationen

Wie das Zitat von Bateson zeigt, ist das Sprachmodell des NLP schon gut zwanzig Jahre alt.

In der Zwischenzeit ist auch anderswo Einiges geschehen. Wir denken dabei an neue Entwicklungen der Linguistik, der Kybernetik, der Sprachphilosophie, der Therapietechniken und der Logik. Hier ist Gewaltiges gleistet worden. Errungenschaften, die die Begründer des NLP zu ihrer Zeit natürlich nicht kennen konnten.

Das wirklich Geniale am Modell der Sprache wie es Bandler/Grinder entworfen haben ist nun, daß es in der Lage ist, diese Neuentwicklungen voll zu integrieren.

Sein wesentlicher Charakter eine Modelltheorie der Erfahrung und eine Rhetorik und Grammatik der Kommunikation zu sein, wird durch diese Integration entschieden vertieft und erweitert, kurz: grandios bestätigt .

IV. Orientierung zum Durchblick

In unserem Seminar wollen wir einige dieser neuen Entwicklungen, die für eine Vertiefung und Erweiterung des Modells der Sprache von Relevanz sind vorstellen.

Denn wir haben die Erfahrung gemacht, daß das Sprachverständnis des NLP (Korzybski, Chomsky) der Bewältigung gegenwärtiger und zukünftiger Problemlagen der Kommunikationspraxis ohne eine solche Integration nicht mehr gewachsen ist.

Wir bieten damit erstmals eine Orientierung über Forschungsmethoden und ihre Ergebnisse, die sonst nicht so leicht zugänglich sind und die uns zu neuen Einsichten und neuen Fragetechniken geführt haben.

Speziell bieten wir einen Überblick über folgende für NLP relevante Tendenzen.

1. Heideggers Sprachauffassung. Vom “Haus des Seins” zur Vernetztung im Cyberspace.

Für Heidegger ist Sprache nicht so sehr ein Instrument denn das “Haus des Seins” in dem wir leben. Was ist Sprache für uns: ein Instrument der Verständigung, ein Organ der Welterschliessung, ein Medium wie Wasser für Fische oder sind wir allererst insofern Sprache spricht – durch uns; allgegenwärtig? Ist Sprache das Netz, das uns im Innersten,– InnerNet –, via Technologie, vermittelt?

Was lernen wir daraus für unser Sprachmodell?

2. Nach-Chomskyanische Linguistik. Nach der Wohlgeformtheit des Satzes, der Sprung in die Rhizomatik des Textes.

Hier geht es wesentlich darum zu verstehen, daß Sprache als Netz und Vernetzung verstanden werden kann und daß die bisherige Beschränkung auf die Grammatik des Satzes nicht sinnvoll ist.

Eine Vielfalt neuer Fragemöglichkeiten ist die Folge.

Wir verfolgen hier die Bedeutung einer …ußerung im Labyrinth der Sprache und lassen uns durch die Verwobenheit der Textualität leiten/führen. Weder der Satz noch der Begriff allein führt uns zu dem Geheimnis, das uns fortwährend verschlossen und eröffnet vorliegt.

3. Poly-Kontexturale Logik. Organon zur Erschliessung und operationalen Beherrschung neuer Sprachfiguren im Denken und Erleben.

Hier verlassen wir die Regeln des vernünftigen Sprechens und entfalten Verlässlichkeiten des Sinns jenseits der Grenzen der Logik und ihrer Begrenzungen durch die Grundsätze der Eindeutigkeit.

4. Grammatologie und Dekonstruktion. Das Spiel der Sprache – Raumung/Zeitigung – unbeschränkt spielen lernen.

Hier entledigen wir uns jeglicher Fixierung auf eine Richtlinie des Fragens und Erhörens, ob Satz, Begriff, Text, Monem oder Phonem und erspielen den Sinn mit jeglicher sprachlichen Materialität deiner Verborgenheit entgegen. Das chiastische Zusammenspiel gibt uns den Wink.

Was soll das nun wieder heißen? NLP benutzt als sprachlichen Ausgangspunkt und Element, insb. im Meta-Modell, den Satz bzw. den Elementarsatz und sucht in der Tiefenstruktur seine Wohlgeformtheit.

Wir möchten hier aufzeigen, daß diese Beschränkung auf auf eine einzige linguistische Kategorie kontraproduktiv für die Kommunikation ist und plädieren für ein simultanes Zusammenspiel einer Vielheit von Anfängen.

Grammatologie und Dekonstruktion sind bisher vorwiegend in der psychoanalytischen Therapie kreativ benutzt worden. Wir werden zeigen, daß es unklug wäre, würde sich NLP diesen neuen Möglichkeiten gegenüber verschliessen.

V. DIAMOND als Hyper-Format

1. Das Meta-Modell hat zur Aufgabe, die bewußten Strukturen der Kommunikation zu thematisieren bzw. die kognitiven Strukturen der Kommunikation bewußt zu machen.

2. Das Milton-Modell stellt die Mittel zur Verfügung, die unbewußten Strukturen der Kommunikation zugänglich machen.

3. Das Diamond-Modell stellt die Techniken frei, die überbewußten Strukturen sowohl dem Bewußtsein wie dem Unbewußten der Kommunikation transparent und operabel zu machen.

Zugänglichkeiten

1. Das Bewußtsein ist dem Selbst als Möglichkeit immerzu zugänglich, auch wenn es aktualiter sich seiner nicht immer bewußt ist und sich im Automatismus seiner Routinen verliert oder erholt.

2. Das Unbewußte ist dem Selbst durch die Anstrengung der Transformation, šbersetzung und Deutung seiner Bilder, Emotionen, Affekte, Triebe, Träume und anderer Dämonen und Engel zugänglich.

3. Das šberbewußte ist nur über die Anstrengung des Begriffs, des Mutes zum Durchblick, der Verwegenheit der Selbsttranszendierung des Weitblicks, der absoluten Rejektion der Lebenswelt und Seinsverstrickung innerweltlich zugänglich erfahrbar und denkbar zu machen.

Das šberbewußte konstituiert das neue Menschenbild wie es vom NLP der Zukunft, dem Trans-NLP, inauguriert und durch die Techniken der Polykontexturalen Logik als Kreation einer nach-schriftlichen Seinsweise von uns zugänglich gemacht wird.

Der Neue Mensch entscheidet sich für die Vergegenwärtigung von Zukunft, die er selbst entwirft.

VI. Einübung der Praxis:neue Fragetechniken für dialogische Kommunikation

Der Hauptteil des Seminars wird uns neue Fragetechniken vorführen.

1. Techniken zur Erkundung der Bodenlosigkeit der Tiefenstrukturen der Sprache (Rekursion, Zirkularitäten). Was verbirgt sich hinter der Wohlgeformtheit einer Aussage im Meta-Modell und seinem unendlichen Regreß in der Zeitigung deiner subjektiven Erfahrung (de Shazer)?

Hier erfahren wir, daß es mächtigere Monster gibt als das Meta-Modell-Monster MMM.

2. Techniken souverän und virtuos mit den komplexen Selbstbezüglichkeiten der Sprache umzugehen.

Die neuen Situationen, die uns in der Praxis begegnet sind, lassen sich als eine Selbstapplikation des NLP verstehen.

Reflexive Fragetechniken in dyadischer Kommunikation; wenn deine Liebe als mein Haß und dein Haß als meine Liebe und keines/beides zugleich gilt.

Welche Fragetechniken stehen dem NLP-Therapeuten/Berater zur Verfügung, wenn sein Klient über dieselbe Kompetenz bezüglich der Fragetechniken verfügt wie er selbst?

Es entsteht hier, wird die Situation ernstgenommen, eine Selbstapplikation des NLP auf sich selbst und es zeigt sich die Notwendigkeit, reflexive Fragetechniken zu erfinden und ein selbstreflexives NLP zuentwickeln.

Es nützt dabei wenig, Anleihen bei anderen “reflexiveren” Therapierichtungen zu machen ohne das Grundkonzept des NLP, die Hierarchie zwischen Therapeut und Klient, zugunsten eines selbstreflexiven dialogischen Modells zu transformieren.

Dialogische Selbstreflexion ist sprachlich nicht so sehr durch zirkuläre Strukturen zu realisieren als vielmehr durch sog. chiastische Sprachformen, wie wir zeigen und üben werden.

3. Techniken zum kreativen Einsatz der Metaphern und zum mehrstufigen Fragen und Erhören der Sprache.

Hier werden simultan zwei Bedeutungsebenen an/ausgesprochen, ohne daß diese auf eine einzige Ebene der Wohlgeformtheit einer eindeutigen Aussage zurückgeführt werden könnten.

Wie befragen wir einen Klienten, der sich vorwiegend in Sprachbildern artikuliert?

Was machen wir mit den NLP-Fragetechniken, wenn der Klient inbezug auf seine Familie sagt “Wir sitzen alle im selben Boot.”? Wie, wer, was sitzt genau? Und er antwortet “Ich habe keine Lust mehr den KaptÂn zu machen.”

Metaphorisches Sprechen ist dabei nicht identisch mit dem Erzählen von Geschichten als Parabeln, Fiktionen und (therapeutischen) Metaphern.

4. Techniken zur Welterschliessung und Emöglichung von Veränderung und Neuem als sprachliche Konstruktion von Lebensentwürfen und Visionen.

Hierbei wird Sprache nicht mehr verstanden als Repräsentation von Welterfahrung, sondern als Medium zur Erschliessung neuer Welterfahrung; poetologisch und ko-kreativ.

Es geht darum, die sprachlichen Techniken zu vermitteln, die dem Klienten die Möglichkeit eröffnen, seine Visionen zu gestalten.

Visionen sind jedoch nicht einfach in die Zukunft projizierte Gegenwartsgeschichten, die jeden Moment wie Luftballons platzen können, sondern die permanente Gestaltung der Eigenzeit; Vergegenwärtigung von Zukunft.

Dafür muß die Aufmerksamkeit des Klienten durch entsprechende Fragetechniken auf neue Sprachmuster, die Verwirklichung von Zukunft zulassen, gelenkt werden.

5. Techniken zum Elizitieren von Weltanschauungen.

Neue Fragetechniken stehen dem NLP zur Verfügung, wenn der Klient nach seiner Weltanschauung bzw. Epistemologie (Bateson, Grinder) und nicht nur nach seinen Glaubenssätzen und Metaprogramen befragt wird.

Wird dies unterlassen, entsteht ein unnötiges Defizit. Der NLPler wird methodisch gerüstet den Unterschied zwischen den Weltanschauungen erkennen zu können. Mit welchen Fragetechniken soll dies sonst geschehen? Etwa mit Sorting by Worldviews? Was, wenn NLP selbst einer speziellen Weltanschauung verpflichtet ist, die ein Element des eigenen Sortenkatalogs darstellt?

Auch hier zeigt sich die Integrationsfähigkeit des Sprachmodells, denn es ermöglicht durch Sprache seinen eigenen Überstieg.

Weitere Informationen (30seitiger Flyer, PS-Format, 258 KB)

Copyright 1996 Dr. Rudolf Kaehr. This material may be freely copied and reused, provided the author and source are cited



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