Chiasmus als Forschungsstrategie


In der Proömik (proemial relationship) bzw. im Chiasmus sind die Schritte der Ablösung vom logozentristischen Weltbild, die Negation (Rejektion) und die Dissemination, bzw. Verwerfung und Vermassung aufgehoben und realisiert. Negation und Dissemination zeigen den Weg der Ablösung, die Proömik beschreibt die Funktionsweise, den Mechanismus des neuen Weltmodells als Resultat dieser komplexen Ablösung.

Der Chiasmus bzw. die Proemialrelation ist nach Gotthard Günther eine viergliedrige Relation, ein Wechselspiel zwischen Ordnungs- und Umtauschrelation, die jeglicher Relationalität vorangeht. Der Chiasmus gibt an, wie die Dissemination und die Rejektion von Dichotomien realisiert wird, er ist deren Mechanismus. Die chiastische Verteilung (Distribution) von Gegensätzen und Gegenläufigkeiten ist die Explikation der Dissemination in der Vielheit ihrer irreduziblen Bedeutungen.

Der Chiasmus besteht - weiter untersucht - aus einer Ordnungs-, einer Umtausch- und einer Koinzidenz-Relation und den Orten über die er verteilt wird.

- Die Ordnungsrelation regelt das Verhältnis zwischen Operator und Operand;

- die Umtauschrelation den (Rang)Wechsel zwischen Operator und Operand;

- die Koinzidenzrelation garantiert die kategoriale Zusammengehörigkeit (Koinzidenz)       der Relationen und ihrer Objekte (Operator, Operand) über strukturelle Distanzen       bzw. Obstakel;

- die Orte zeigen die Dissemination der Relationen bzw. Operationen an.

Der vollständige Chiasmus ist somit formal definiert durch das Tupel:

CHIASMUS = <Ordnung, Umtausch, Koinzidenz, Ort>