Joachim Castella
I.M.A.G.E.
Institut f�r Medienanalyse und Gestalterkennung
Wilhelm-Nieswandt-Allee 104, Postfach 12 02 79, 45 314 Essen,
Germany, Fax 0201-83 444 61
Im Druck
Das Defizit: Die Hohlform der Logik.
Eben auf der Schwelle dieses Jahrhunderts leitet Edmund Husserl seine Logischen Untersuchungen mit einem Zitat aus der Einleitung der gro�en Logik John St. Mill's ein. Mill beklagt darin ein halbes Jahrhundert zuvor die disparate Vielfalt einer Disziplin, die wie keine andere von der Diskrepanz durchzogen sei zwischen dem stets und stereotyp formulierten Anspruch, eine Einheit zu bilden - und der methodologischen Wirklichkeit. Husserl setzt die eigene Einleitung mit einer wesentlich unver�nderten Diagnose fort, genauer, er konstatiert die Verschlimmerung der Lage und schlie�t sich notgedrungen dem Seufzer des Engl�nders an, um in den folgenden Kapiteln neben Mill die gesamte Logik-Elite f�r die zu beklagende Zersplitterung verantwortlich zu machen. 2222 Jahre nach Aristoteles also und 113 Jahre nach der Kantischen Stillstandserkl�rung der Aristotelischen Erfindung sieht der bis dahin unbekannte j�dische Dozent sich gen�tigt, mit dem ganzen Gewicht von rund tausend Seiten noch einmal die disziplin�ren Irrungen und Wirrungen zur Disziplin zu rufen - der Einheit der Logik wegen.
Kaum dreizehn Jahre sp�ter, gewi� aber neunundzwanzig, wird die minuti�se und akribische Suche nach der Einheit der Logik Husserl selbst in die Annalen der Philosophiehistorie als weiteren Sch�pfergeist eingetragen haben, der die breitgef�cherte Kunstlehre des Denkens erneut um eine eigene Kunstfertigkeit bereichert hat: die ph�nomenologische Logik. [1] -
Wir verlassen das Anekdotische und rechtfertigen diese Erinnerung mit dem Hinweis, da� die Logik offensichtlich in Schwierigkeiten ger�t, wenn sie den eigenen Universalit�tsanspruch tats�chlich ernst nimmt. Darum n�mlich geht es: Die Logik begreift sich als universal, weil sie als reine Logik formale und abstraktive Theorie des Denkens schlechthin sein will; die Applikationsf�higkeit und Legislativkraft "der Wissenschaft der Verstandesregeln �berhaupt, d. i. der Logik", reicht als "Kanon des Verstandes und der Vernunft" bis an die R�nder des Kosmischen, "aber nur in Ansehung des Formalen ihres Gebrauchs, der Inhalt mag sein, welcher er wolle". [2] So entrichtet die Logik f�r die Maximierung und Totalisierung ihrer Extension den Tribut der vollst�ndigen Ausblendung ihres materialen Gehaltes, und alles k�nnte sein Bewenden haben, wenn nicht der Anspruch der formalen Universalit�t bereits eine verborgene Aporie implizierte: Wenn die Logik als reine Formenlehre ihre Materie in der Austauschbarkeit egalisiert, wenn sie allumfassende Form f�r beliebig substituierbaren Inhalt sein will, dann darf die universale Einheitsform keine qualitative Unterscheidung ihrer Inhalte kennen; sie m�gen sein, welche sie wollen, in jedem Fall homogenisiert das Reinheitsgebot der Form sie in die substitutionstechnisch notwendige, materiale Irrelevanz des blo�en, indifferenten und frei variablen Inhalts. Der Kanon des Verstandes, die logisch kanonisierte Vernunft erscheint als Verm�gen, als dynamis und potentia, ist der auffangbereite K�bel, der seit Frege dann als unges�ttigte Funktion auf die Besetzung ihrer Leerstellen durch wechselnde Argumente harrt.
Doch gerade hier, wo ihn die moderne Logik in die Klarheit des symbolischen Kalk�ls transferiert, unterminiert sich der universale Anspruch am deutlichsten. Mit Beobachtern operierende Systemtheoretiker w�rden von blinden Flecken sprechen, wenn die �bersetzung des logischen Programms in die Formelsprache des reinen Denkens, wie Frege seine Begriffsschrift untertitelt, die Kollision des weitest m�glich gesteckten Rahmens sinnf�llig in der Unm�glichkeit offenbart, da� Argumente je etwas sein k�nnen, als eben Argumente. Die logische Materie, die Inhalte treten ausschlie�lich als Argumente auf, die dazu dienen, die erg�nzungsbed�rftigen Leerstellen der Funktion, der Form zu komplettieren; ihr Definitionsbereich - sie m�gen sein, welche sie wollen "ist das All des Denk- und Vorstellbaren, das bei geeigneter Einsetzung aus offenen Aussageformen wahre Urteile werden l��t. Argumente dabei sind logische Gegenst�nde, und "Gegenstand ist alles, was nicht Funktion ist, dessen Ausdruck also keine leere Stelle mit sich f�hrt.", schreibt Frege die Unterscheidung eindeutig fest, [3] die auch dadurch keine Aufweichung erf�hrt, da� Funktionen mitunter an die Stelle der Argumente r�cken k�nnen. Ganz im Gegenteil er�ffnet das placet, das Frege den Funktionen ausspricht, auch Argument f�r Funktionen h�herer Ordnung sein zu d�rfen, den Reigen der Funktionen zweiter und n-ter Stufe, [4] und die zugrunde liegende Ordnung/Unterscheidung von Funktion und Argument bleibt im damit angelegten infiniten Regress unangetastet. Denn: "Dies gilt allgemein: das Zeichen einer Funktion ist unges�ttigt, bedarf einer Erg�nzung durch ein Zahlzeichen, das wir dann Argumentzeichen nennen", [5] und dessen wesentliche Supplement-Funktion durch die Grundsatzentscheidung definiert wird, "da� das Argument nicht mit zur Funktion geh�rt". [6] R�cken Funktionen hier an die Stelle der Argumente, so sind sie unwiderruflich Argumente, und ausgeschlossen damit ist, da� Funktionen als Funktionen Argument werden, da� Formen selbst und zwar als Formen zum Inhalt und Thema von Formen avancieren, da� also das Regelwerk selbst sich zum Gegenstand der eigenen Regelung macht. Hier f�hrt die Reinheit der Formalit�t, mit der die Logik ihre Universalit�t begr�ndet, zu dem definitiven Verdikt, da� die als Verm�gen, dynamis, konzipierte Form des Denkens je als energeia, actus, als realer Vollzug des Denkens thematisiert wird, da� in der Logik das aktuale In-formieren der Form zugleich als Inhalt erscheint, ohne seine logische Rolle, Form zu sein, aufgeben zu m�ssen. "Diese Trennung des Urteilens von dem wor�ber geurteilt wird, erscheint unumg�nglich" [7] und verunm�glicht so, da� das prozessierende Subjekt der Logik selbst je eine objektive Gestalt annehmen kann, die seine Subjektivit�t nicht unterminierte.
Wird solches trotz allem versucht, starten etwa Kant und Husserl den Versuch, auch die subjektiven Modi am Urteil einzufangen, so ist das Ergebnis in beiden F�llen ein �berborden der Logik. Transzendentallogik bei dem einen und transzendentale Logik, resp. Ph�nomenologie bei dem anderen geb�rden sich gerade nicht mehr als klassische, formale Logik, wenn sie den blind spot der Logik, das Subjekt, zu erhellen suchen. Hier, wo die Logik es unternimmt, nicht nur die konstituierenden Faktoren am Urteil, das Urteilen als subjektive Leistung zu erfassen, vielmehr auch diese Leistung selbst in Ansehung und Abh�ngigkeit der materialen Gehalte noch zu differenzieren, transformiert sich Logik in Erkenntnistheorie und offenbart im Umkehrschlu� die defizit�re Verfassung der Logik als eine zwangsl�ufige: Die Ausblendung der materialen Aspekte am Logischen, das Selbstverst�ndnis der Logik als rein formale Theorie, involviert unmittelbar das Durchstreichen des logischen Subjekts; die dem Subjekt reservierte Form - "denn nicht der Stein liegt in der Seele, sondern seine Form" [8] - ist als potentiell allumfassende dazu verurteilt, das All des Denkbaren gerade ohne den Proze� des Formatierungsaktes der Welt und ohne den Ausgangspunkt dieses Prozesses zu denken; Form und Subjekt sind der Logik allein regulative Ideen, die wohl jeden logischen Akt m�ssen begleiten k�nnen, die sich aber der Selbstthematisierung von vornherein entziehen.
Hier verbinden sich Form und Subjekt zu dem einen Pol, dem Inhalt und Objekt als zwar notwendige Korrelate gegen�berstehen, doch haben philosophische Gegens�tze ihre blo� antagonistische Unschuld sp�testens verloren, seit Derrida uns erinnert, da� hinter metaphysischen Oppositionen stets auch das Herrschaftsgef�ge einer Hierarchie verborgen ist. [9] Objekt und Inhalt rangieren so in ihrer Austauschbarkeit als das Uneigentliche, Nicht-Wesentliche an einer Strukturtheorie, die das Material der regelgeleiteten Manipulation allein zum Zweck der Demonstration, Explikation, Verifikation, Falsifikation ihrer formalen Schlu�weisen instrumentalisiert, und die dies kann, weil die logische Thematisierung die Gegenst�nde gerade nicht auf ihr Wesentliches hin befragt: Abstraktion, d.h. das Aussondern und Selektieren einzelner, f�r die Logifizierung relevanter Merkmale ger�t zum Urgestus des Logikers, der sich so die Pr�dikabilit�t seiner Urteilsform sicherstellt. Hypokeimenon und kategorumenon, das Zugrundliegende und das, was dar�ber auszusagen ist, figurieren von Anbeginn die Apophantik, und obgleich hypokeimenon noch mit subiectum �bersetzt wird, ist die ohnehin d�nne Spur des Subjekts, die Aristoteles noch im Urteil kennt, lange schon getilgt. Aristoteles, und mit ihm die Tradition, die ihm folgt, zollt der ontologischen Pr�ferenz, Wesen und Substanz als Tr�ger akzidenteller Eigenschaften zu denken, den Tribut, der die metaphysische Dominanz des hypokeimenon in der logischen Betonung des Satz-Subjekts als einem selbst�ndigen, zugrundeliegenden und einheitsstiftenden Fundament f�r darauf aufsitzende Pr�dikate wiederkehren l��t. Doch die ontologische, erkenntnistheoretische und bis heute g�ltige Umorientierung am Beginn der Moderne verlagert die Dominanz im logischen Satz auf das Pr�dikat: das Wesen wird nicht mehr auf sein (aus der Natur) rezeptiv erfahrbares Was-sein befragt, sondern sein Wie-sein als attribuierende und pradizierende Erkenntnisleistung des Vernunftverm�gens r�ckt in den Vordergrund, und das Satz-Subjekt ger�t in "eine abh�ngige Rolle gegen�ber dem Pr�dikat, das als grammatischer Repr�sentant des Begriffs das Gegenstands-Subjekt in seinen Dienst nimmt, um sich zu erg�nzen und zu vervollst�ndigen." [10] Hier dann haben sich die Verh�ltnisse dahin reguliert, da� die Satz-Subjekte eben diese Attribuierung nur noch als grammatikalische Qualit�t verdienen, denn sie sind nicht mehr autonome Zugrundeliegende, sondern verf�gbare Gegenst�nde, Objekte des Souver�ns der logischen Form, der ihnen - Kant sei es gedankt - die Kategorien seinem transzendentalen Gusto gem�� testiert. Vollg�ltig instantiiert damit ist die Apohantik als Ort der Objektivation, dem nichts Selbst�ndiges mehr zu Grunde liegt. Vollst�ndig vergessen jedoch ist der alte Nexus, der bis Leibniz noch ein Bewu�tsein daf�r offen hielt, da� die Substrate der Logik und Ontologie koinzidieren, da� Logik und Ontologie nur medial verschiedene Zug�nge zum Seienden bedeuten, das sich in seiner ontologisch-metaphysischen Seinsweise als Inhalt gerade nur so aufschlie�t, wie die Form logischer Quantifizierung und Qualifizierung dies determiniert.
Es ist die von Leibniz vollzogene Scheidung des Inhalts von seiner Form, der die neuzeitliche Logik durchaus ihren "Sonnenaufgang" verdankt, [11] einen lichtvollen Progre�, dem allerdings lange Schatten folgen, wenn die rein formalen Regeln nunmehr "so formuliert werden m�ssen, da� man bei ihrer Anwendung an die inhaltliche Bedeutung der Ausdr�cke, auf die sie angewendet werden, �berhaupt nicht mehr zu denken braucht." [12] Logik und Mathematik analogisieren sich, und g�nzlich verdunkelt wird so die M�glichkeit, da� die formale Logik in formalisierter Form, da� die Logistik also, wie die symbolische Logik auf dem Genfer Philosophenkongre� 1904 schlie�lich von Couturat getauft wird, als mathematisches Lavieren im calculus ratiocinator die Geschlossenheit des rein syntaktischen Ableitungssystems je in Richtung einer philosophischen Relevanz verl��t. Kein Inhalt tr�bt l�nger die reine Formalit�t symbolischer Logik, ein Opfer, das hinreichend mit dem Aufstieg der Logistik belohnt wird, wenn sie in der Grundlagenkrise - obgleich nicht unumstritten - die Geometrie als apriorische Letztbegr�ndung der Mathematik, mithin der Rationalit�t schlechthin abl�st.
Der Kompensationsversuch von innen: Mehr Inhalt in die alte Form.
Bleibt die solcherart erfolgsverw�hnte Logistik als Abstraktion der Abstraktion im deduktiven Formalismus beschlossen, dann hat sie sich bereits weit von ihrer Schwester, der klassischen formalen Logik entfernt, die sich mit Macht gegen den drohenden Terrain-Verlust str�ubt. Die Kuzformel: "Logiker denken. Logistiker rechnen." [13] zeigt schlagwortartig die Distanz an, die innerhalb der Disziplin zwischen formalen und formalistischen Vertretern herrscht, und die sich um ein gutes St�ck vergr��ern l��t, wenn die ganze Aufgeregtheit dieser methodologischen Streitigkeit noch mit dem Anspruch konfrontiert wird, den wir von Husserl bereits als das Einklagen der subjektiven und materialen Seite am logischen Urteil kennen. "Die Lehre von dem Etwas oder den Etwas �berhaupt, d. i. von Gegenst�nden �berhaupt als Substraten m�glicher pr�dikativer Sinne, die sollen in fortgehender Pr�dikation einstimmig urteilbar sein k�nnen, ist die formale Ontologie. Sie ist nur eine korrelative Betrachtungsweise der Lehre von den einstimmigen Urteilen �berhaupt und den Formen, in denen sie sich zu konsequenten einstimmigen Urteilssystemen zusammenschlie�en. Eine voll umfassend gedachte apophantische Logik ist von selbst eine formale Ontologie, und umgekehrt eine voll ausgef�hrte formale Ontologie von selbst eine formale Apophantik." [14] Logik und Ontologie als duales System - Husserl entl��t die Logik nicht aus ihrer inhaltlichen Verantwortung, aus der sich schon die formalen Logiker im Stile Arnauds, Erdmanns, Sigwarts, daran ankn�pfend Jacoby und Freytag, zu stehlen suchen; von den syntaktischen Logistikern ganz zu schweigen. Das Motiv Husserls, auf der inhaltlichen F�llung der Logik zu beharren, ist dabei das direkte Ergebnis seines Kampfes wider den Psychologismus: Wenn der Psychologismus die triadische Schnittmenge von Logik - Denken - Psychologie bildet, in Verkennung der "Unterschiede zwischen Idealgesetz und Realgesetz, zwischen normierender Regelung und kausaler Regelung, zwischen logischer und realer Notwendigkeit, zwischen logischem Grund und Realgrund", in Verkennung also der Differenz "zwischen idealen und realen Objekten", [15] sowie der apriorischen Geltung und kontingenten Anwendung der logischen Gesetze, [16] dann setzt die anti-psychologistische Distinktion Husserls, "da� unter subjektiven Bedingungen der M�glichkeit hier nicht etwa zu verstehen sind reale Bedingungen [...], sondern ideale Bedingungen, die in der Form der Subjektivit�t �berhaupt und in deren Beziehung zur Erkenntnis wurzeln", [17] ihn unter Zwang, nicht nur die idealen Objekte der Logik als Inhalte vorrangig zu behandeln, sondern auch den subjektiven Modus ihrer logischen Thematisierung als nicht-psychologistischen zu dechiffrieren. Das Abwehrgefecht fordert zu positiver Konkretion, und die noetisch-noematische Doublette, als welche diese simultane Einheit von Form und Inhalt, von Proze� und Produkt in Abh�ngigkeit vom begrifflich-urteilenden Erkennen des Subjekts dann innerhalb der konstituierenden Ph�nomenologie re�ssiert, erw�chst somit aus der scheinbar paradoxen Notwendigkeit, die Reinheit der Logik vor dem "ungesunden psychologischen Fette" [18] gerade auf jenem Weg zu bewahren, der ihr als reiner Formenlehre erstmals die Genuinit�t ihres Inhaltes sichert.
Erscheint dieser aber in der klassischen Theorie aufgrund der Form-Inhalt-Dichotomie notwendig als Supplement der Form, dann ist es von hier aus nicht mehr weit zu der Einsicht, da� die klassische Logik als formale nur die eine Seite des logischen Spektrums abdeckt, da� ihr gegen�ber eine subjektive Erg�nzung einzufordern ist, "welche das Subjektive der Erkenntnis �berhaupt und der Erkenntnis aller Gegenstands- und Wissenschaftsgebiete systematisch erforscht." [19] Das Ziel ist mithin eine "universale Wissenschaft von diesem Bewu�tseinsm��igen und einer Subjektivit�t �berhaupt, die und insofern sie jederlei 'Objektives', objektiven Sinn und objektive Wahrheit jeder Art, im Erkenntnisleben gestaltet, [...] also thematisch alles m�gliche Subjektive des Erkennens aller Wissenschaft in �hnlicher Weise [umspannt], wie eine Logik in ihren Begriffen und Gesetzen thematisch alles m�gliche Objektive aller Wissenschaft umspannt. Anders ausgedr�ckt, eine Logik als rationale Wissenschaft von der Objektivit�t �berhaupt [...] h�tte als notwendiges Gegenst�ck eine Logik des Erkennens, eine Wissenschaft, und auch vielleicht eine rationale Wissenschaft von der Erkenntnissubjektivit�t �berhaupt [...]." [20]
Zwar wird Husserls Ringen um eine rationale Wissenschaft der Erkenntnis-Subjektivit�t ihn von der Logik entfernen, doch zeitigt der von ihm etablierte Anspruch einer Verkn�pfung der inhaltlichen und formalen Aspekte seine Konsequenzen in der mathematischen Logik, um sich dort so weit zu etablieren, da� die symbolische Logik schlie�lich indirekt und nach rund sechzig Jahren Anlaufzeit auch dem zweiten Husserlschen Postulat zumindest ansatzweise Rechnung tragen wird: der notwendigen Korrelation von materialem Gehalt und subjektiver Thematik.
Denn mathematische Logik ersch�pft sich in der Mitte dieses Jahrhunderts schon �ber zwei Dezenien nicht mehr in reiner Syntax, auch wenn Freytag, Jacoby und Albrecht dies geflissentlich �bersehen. Am Beginn der 30er Jahre setzt mit Tarski vielmehr eine Entwicklung ein, von der die Logistik sich nicht zu unrecht den wesentlichen Ausbruch aus der Beliebigkeit der Interpretation ihrer Kalk�le erhofft. Dabei sind es die Logischen Untersuchungen, die in Polen produktiv rezipiert werden, konkret die Kriterien Husserls, mit denen er apriori die Substitution einfacher und zusammengesetzter Ausdr�cke gegen Unsinn und Widersinn zu entscheiden sucht: Die Bedeutungskategorien, d.h. eine Typik kategorialer Strukturen, die als Klassen diejenigen Elemente umfassen, deren freie Substitution rein syntaktisch keinen kontextuellen Widersinn produziert. [21] So entwickelt - unter Berufung auf Husserl - bereits Adjukiewicz gemeinsam mit Tarskis Doktorvater Lesniewski eine kategoriale Grammatik auf der typentheoretischen Stufung der Bedeutungskategorie in Grund- und Funktorenkategorie im Sinn der rein logischen Grammatik Husserls, [22] doch es bleibt Tarski vorbehalten, diesen Einflu� zur definitiven Ber�hmtheit zu modulieren, wenn er sowohl auf der Bedeutungskategorie seine semantische Kategorie aufbaut, wie seinen Wahrheitsbegriff in Anlehnung an den Erf�llbarkeitsbegriff Husserls formuliert. [23]
Sp�testens mit der deutschen Fassung vom Wahrheitsbegriff in den formalisierten Sprachen (1935) also verschafft sich eine langj�hrige Entwicklung die ihr geb�hrende �ffentlichkeit, und wenn die formalen Logiker in ihren Streitschriften dies bis in die 60er Jahre hinein mit keiner Silbe erw�hnen, dann scheint eine tiefe Bedrohung in der epochalen Arbeit des polnischen Logikers angelegt zu sein, mit der dieser die Semantik fest dem logischen Archiv inventarisiert. Und in der Tat vollzieht sich hier jener der Logistik angeblich verborgene Schritt zur inhaltlichen Relevanz, wenn nunmehr das Verh�ltnis von Designator und Designatum in metasprachlicher Relation distinguierbar wird. Bedeutung bei Frege, Sinn bei Husserl - gleichg�ltig welcher Terminologie man folgt, in jedem Fall ist das wesentliche Defizit der bis dahin rein ableitungstechnischen Kalk�le �berwunden, wenn die Logistik nun den verloren geglaubten Boden zur�ckerobert - dies mit Hilfe der vermeintlich sinnleeren Symbolik.
Wie weit aber, um an die eingangs gestellte Frage zu erinnern, wie weit nun leistet die grunds�tzliche M�glichkeit der Semantik, "da� wir f�r eine beliebige vorgegebene Sprache S imstande sind, in der zu S geh�rigen Metasprache M die semantischen Begriffe f�r S einzuf�hren", [24] den dringlichen Kompensationsakt, mit dem die Logik den Partikularismus ihrer maximalen Formalisierungsm�glichkeit mit dem pr�tendierten Universalismus zur Deckung bringen k�nnte? Anders: Orientiert die semantische Kapazit�tserweiterung der Logistik sich final an dem Maximalziel, ihren kalk�ltechnischen Beschreibungsrahmen f�r das beschreibende Subjekt zu �ffnen, oder l��t sich die Einbeziehung der Designator-Designatum-Relation eher als kausal determinierte Reaktion verstehen, mit deren Hilfe formale Insuffizienzen und technische Defizite aufgefangen werden sollen? Wir brauchen nicht in Spekulationen abzugleiten, das "Ereignis G�del" markiert eine unabweisbare Z�sur, die die grundlagentheoretischen Ans�tze des Russellschen Logizismus, den Formalismus Hilberts nicht weniger in die Schranken weist, als das Welt-Formalisierungs-Projekt Carnaps. Formal-logische Sachzw�nge also dr�ngen sich als motivationale Ausl�ser gewi� in gleichem Ma�e auf, wie die vision�re Teleonomie, dem ureigensten Anspruch der Logik, i.e. die Form des Denkens schlechthin abzubilden, ein St�ck weit n�her zu kommen.
Wie dem auch sei, im Ergebnis zumindest vollzieht die Semantik einen bedeutenden Schritt in Richtung einer auch inhaltlich reicheren Logik, und mit dem Ziel, Sinn und Bedeutung kalk�ltechnisch darzustellen, k�nnte ihr sogar der Transfer in die Linguistik offenstehen, um den Fregeschen Traum der Formelsprache des reinen Denkens zu erf�llen, die das Kontingenz-Regime des Wortes �ber den menschlichen Geist beendet. Doch ebenso, wie jede Grammatik die allgemeinen Regeln einer Sprache in expliziter Unabh�ngigkeit ihrer Sprecher kodifiziert, bleibt auch in der Bedeutungstheorie das Logik treibende Subjekt au�en vor, und die wahrheitswerttheoretische Semantik verfestigt mit ihrer durch und durch positivistischen Pr�supposition erneut jenes folgenschwere Vergessen, in dem die Logik den Grad ihrer formalen Objektivit�t genau in dem Ma�e gewinnt, wie das Subjekt sich ihm thematisch, als Inhalt entzieht. Weil der Inhalt f�r das Objekt reserviert ist, und zwar f�r ein supplement�res Objekt, dessen Einsetzbarkeit die s�ttigungsbed�rftige Funktion in keiner Weise affiziert, weil also vor der logischen Form alle Dinge gleich sind, darf der Logiker selbst auf keinen Fall als (dann notwendig egalisierter) Inhalt seiner Form erscheinen. Nichts w�rde ihn mehr unterscheiden von den Dingen, eine Differenz, derer er aber vital bedarf, um die Hoheit am logischen Proze� nicht einzub��en.
Der Kompensationsversuch von au�en: Neue Form und Onto-Logik.
Auf einem Umweg also f�hrt das Ausblenden der formal-ontologischen Was-Frage, mit Hilfe dessen sich das Subjekt aus der rezeptiven Passivit�t vor der Welt in die Kantische Produktivit�t des Wie-f�r-mich rettet, zu der Unm�glichkeit, da� das Ich seiner selbst je positiv ansichtig wird, da� es - ohne sich in die Objektivit�t zu homogenisieren - sich je als Gegenstand der eigenen Selbst-Logifizierung zugrunde legt. [25] Folgenschwer bricht in die Logik das Paradox des Logozentrismus ein, dessen Selbstgewi�heit und -sicherheit sich gerade auf einer Leerstelle errichtet, insofern das reibungslose Funktionieren seiner Rationalit�tsform von einem pr�existent und nicht hintergehbar angelegten Subjekt abh�ngt, das aber - um nicht in den Paralogismen der reinen Vernunft, resp. dem transzendentalen Schein zu straucheln - zugleich immaterielles, a-hyletisches, mithin transzendentales Subjekt zu sein hat. Wenn hier die unges�ttigte Funktion, das pr�dikable Wie des Seienden in Abh�ngigkeit vom Ich steht, wenn der Begriff immer schon subjektive Leistung ist, dann bliebe dem Ich, um zum Begriff seiner selbst zu kommen, nur die M�glichkeit, sich als Leistung der Leistung zu erfassen, als Begriff des Begriffs, als absoluter Begriff. Solches aber kollidiert mit der Form-Inhalt-Dichotomie, die sich als absolute Grenze definiert, und solches l��t diejenigen, die es dennoch versuchen, zu Outsidern des logischen Alltagsgesch�ftes werden. Hegel w�re hier zu nennen, dessen Logik sich unter Logikern kaum aus dem Ruche begrifflicher Sophistikation befreien kann, wenn im spekulativen Satz das denkende und sprechende Subjekt den Proze� seines eigenen Denkens und Sprechens als Proze�, Produkt und Objekt simultan vollzieht und beobachtet, wenn mehr noch im absoluten Begriff die Reflexion selbst zu sich kommt, an die das reflektierende Subjekt seinen Alleinvertretungsanspruch je schon abgetreten hat. Und wenn Gotthard G�nther seine Wurzeln eher in Hegel als in Kant schl�gt, dann erkl�rt dies nicht nur die ungebrochene Notwendigkeit zur situierenden Vermittlung, der sich auch dieser Text verdankt, dann indiziert dies vielmehr die grundlegend divergierende Zielsetzung, unter der G�nther von allem Anfang sein Nachdenken der Form des Denkens widmet: Es ist jener, der Hegel- und Logik-Orthodoxie gleicherma�en suspekte Optimismus, der hinter dem metaphysisch-spekulativ verbr�mten Logik-Konvolut Hegels die subtile Analyse sowohl der Bedingungen als auch der Mechanik erblicken m�chte, denen die Einschreibung f�r Subjektivit�t allererst zu folgen hat, es ist die Hoffnung, mit dieser strukturtheoretischen Inversion fernab von Anthropozentrik und Logozentrismus, der M�glichkeit zur Selbstobjektivation unter der doppelten Bedingung der Preisgabe des hypostasierten Subjekts einerseits und einer qualitativen Komplexion des Form-Begriffes andererseits zur formalen und formalisierbaren Realit�t zu verhelfen. Gerade dies sind die Grundz�ge einer neuen Theorie des Denkens, die G�nther aus der Logik Hegels elizitiert, um sie als Grundsatzprogramm seinem eigenen Werk zu installieren: Das Denken, das als wahrhaft universales nicht umhin kann, auch sich selbst zu begegnen, st��t unter den Ma�gaben des linearen, dualistischen Logozentrismus im Moment der R�ckkoppelung in die materiale Leere seines blinden Fleckes und offenbart diese Insuffizienz als den Mangel der Form; ebensowenig wie das Subjekt sich selbst befassen kann, ohne sich in sein metaphysisches Pendant, das Objekt, zu verwandeln, gelingt dies der homolog konzipierten Form, solange sie im absoluten Gegensatz zum Inhalt als homogen und unteilbar erscheint. Hier entschl�sselt sich die Aufgabenstellung, die das Subjekt als Subjekt zu sich bringen will, koinzident mit der Arbeit an der Form; die Hierarchien m�ssen dekonstruiert werden, es gilt die Einheit und Einzigkeit von Form und Subjekt zugleich und wechselweise zu disseminieren, und G�nthers Rekurs auf Hegel geht das Wagnis ein, mit der Entgrenzung der Objekt-Logik in eins die sie fundierende und von ihr abh�ngige Metaphysik zu transformieren. Denn G�nther ist nicht nur bereit, die Husserlsche Gleichung von Logik und formaler Ontologie zu unterschreiben, vielmehr radikalisiert er sie in einer Weise, die Husserl selbst zu gehen nicht mehr gewillt ist. Erst der Husserl-Sch�ler Heidegger wird mit G�nther darin �bereinkommen, da� eine intrinsische Reparatur hier nur Symptombehandlung sein kann, da� vielmehr das alte System insgesamt im Zuge einer konstruktiven Fundamentalkritik zu unterlaufen/�berh�hen ist. Rejektion, der dem Modell des dialektalen Dreischritt entwachsene Qualit�tsgewinn auf einer komplexeren Ebene, ist hier ma�gebender terminus technicus, denn der Abnabelungsproze� erfolgt mit zweifacher Sto�richtung: "Eine bestimmte Logik indiziert eine bestimmte Bewu�tseinslage. Will man von jener Bewu�tseinslage fort, so mu� man zuerst die Werkzeuge wegwerfen, deren sich das Denken auf der zu verwerfenden Stufe bedient." [26] Und umgekehrt: "Um einen neuen echten Formalismus an die Stelle des alten zu setzen, mu� man vorerst ein neues ontologisches Weltbild besitzen" [27]
So spielt G�nther mit hohem Risiko, denn mit Hegel Ernst zu machen, hei�t Ernst zu machen mit der Forderung nach einer neuen Form, nach einem qualitativ vollst�ndig neuen Formbegriff, der sich der alten Dichotomie zur G�nze entzieht, und der Glaube an die Transferm�glichkeit Hegelscher Geistphilosophie in die N�chternheit des Kalk�ls setzt ein nicht unbetr�chtliches Vertrauen in die eigenen Stifterqualit�ten voraus, kann dies doch nur in der simultanen Transformation von Logik und Ontologie, von Theorie der Form und Metaphysik gelingen. Die Charakteristik des G�ntherschen Denkweges also ist durchaus von einem mosaischen Aufbruch-Habitus getragen, denn obgleich sein Exodus in den Grundz�gen das unbetretene Land der neuen Form als notwendiges Postulat bereits vor Augen hat, ist der anf�ngliche Gang ein ungewisser, der um das totaliter aliter dessen wei�, was ihm der leitende Fluchtpunkt ist. [28]
Nicht ohne systematische Relevanz dabei ist der Zeitpunkt dieses Aufbruchs, liegt er, in historischen Ma�st�ben gemessen, nur einen Bruchteil vor dem Neuansatz Tarskis; er vollzieht sich leise und abseits vom Fackelzugtaumel des Jahres 1933, dessen verblendeter Feuereifer zuerst den polnischen, sp�ter auch den deutschen Logiker zu einem Exodus ganz anderer Art in die transatlantische Dependance des Pragmatismus f�hrt. Doch bliebe Biographisches dieser Art nur schilderndes Beiwerk, wenn nicht die Spezifik der beiden Logik-Konzepte dieser Transposition auf amerikanischen Boden ihre zunehmende Kontur verdankte, eine Tiefensch�rfe, die das je schon vorgezeichnete Auseinanderdriften in deutlichere Distanz �berf�hrt.
Denn da� G�nther eine in Syntax, Semantik und Pragmatik sich ausdifferenzierende Logik insgesamt als Klassische verhandeln kann, [29] der gegen�ber er seinen Ansatz - und dies nunmehr vor dem verifikationistisch ge�bten Auge des Pragmatismus - als transklassisch deklariert, ist ohne den Kontakt mit der amerikanischen Kampfansage an den Behaviorismus, i.e. die Kybernetik, kaum vorstellbar, wie umgekehrt die Kybernetik in dem Kontinental-Philosophen G�nther ihren profundesten Rechtsbeistand findet, so es darum geht, sie aus dem Ghetto blo�er Ingenieur-Fertigkeit in den transzendental-philosophischen Vorhof einer materialistischen Theorie des Geistes zu leiten. Diese der Katheder-Philosophie schwer nachvollziehbare R�ckkoppelung ist f�r das an den mehrfach geschlossenen Kreisen Hegelscher Systemik geschulte Denken G�nthers nicht nur augenscheinlich, vielmehr f�llt ihm mit der Kybernetik jene materialindifferente Strukturtheorie als der produktive Katalysator zu, die den Zugang in das metaphysisch dringlich bedurfte Neuland zwischen Geist und Materie er�ffnet. Pointiert lie�e sich der wesentliche impact der G�ntherschen Neugr�ndung der Logik gerade mit seinem in Amerika vollzogenen Wechsel von der Logik- in die Kybernetik-Fraktion darstellen; dieser Wechsel erm�glicht es, einen neuen echten Formalismus an die Stelle des alten zu setzen, weil er den Horizont �ffnet, in dem ein neues ontologisches Weltbild in den Blick tritt, w�hrend diese metaphysische Neusituierung es schlie�lich erm�glicht, die Werkzeuge wegzuwerfen, deren sich das Denken auf der zu verwerfenden Stufe bedient. [30]
Die Begegnung mit der dritten ontologischen Dimension also wird G�nther nicht nur gleicherma�en vom dialektisch-materialistischen wie idealistisch-b�rgerlichen Lager entfernen, sie promoviert st�rker noch die definitive Sezession dessen, was sich schon von der reflexionslogischen Basis Hegels aus als transklassische, polykontexturale, multinegationale Logik aufmachen kann, um nun auch den grammatologischen, semiologischen, zeichen- und also formtheoretischen Bruch mit der traditionellen Logik und Rationalit�t schlechthin zu vollziehen. Ontologie, Formtheorie, Logik, Zeichentheorie gehen hier eine borrom�ische Koppelung ein, die eine isolierte Betrachtung ihrer jeweiligen Komponenten innerhalb des G�ntherschen Transformationsprozesses von vornherein als inad�quat erscheinen l��t. Dabei ist die Unl�sbarkeit dieser molekularen Struktur weder Postulat noch Erfindung eines transklassischen Denkens, vielmehr erweist sich ihre Koh�sion als das verdr�ngte Apriori der Logik/Ontologie selbst, das an anderer Stelle offen zutage tritt, wenn die einstmals durch logische Analyse der Sprache �berwundene Metaphysik (Carnap) erneut in einer Logik re�ssiert, die das von Tarski aufbereitete semantische Pr�ludium konsequent zu Ende denkt, die also glaubt, sich exklusiv von einer Komponente her - dem Form-Inhalt-Aspekt - dem Problem einer vollg�ltigen Theorie des Denkens n�hern zu k�nnen.
Noch einmal von innen: Der Sinn des Inhalts der alten Form.
Die Einsicht zumindest, da� die Form als Hort der Objektivit�t allein nur ein Abbreviatur menschlicher Reflexionsleistung sein kann, macht sich mit einiger Verz�gerung auch im Lager der "klassischen Theorie" breit. Auch hier bricht sich das Problem des Inhalts als das des Subjekts die Bahn, auch hier gelangt der Nexus von materialem und subjektivem Aspekt allm�hlich an die Oberfl�che, und kristallisiert sich - bewu�t oder unbewu�t - in der Husserl-G�ntherschen Diagnose: Solange der materiale Gehalt des logischen Urteils sich in der Irrelevanz beliebiger Austauschbarkeit ersch�pft, solange die Form ihre Dignit�t allein aus der absoluten Unterscheidung gegen�ber dem Inhalt gewinnt, solange dem Inhalt eine qualitative Differenzierung seiner selbst verwehrt ist, solange also die Dichotomie von Form und Inhalt nicht mindestens in eine Trichotomie transformiert wird, solange wird das subjektive Moment am Urteil keinen Eingang in den Kalk�l finden.
Die Symptomlage also ist unbestritten, und wir k�nnen das Auseinanderdriften, von dem die Rede war, nun n�her verfolgen, wenn wir darauf sehen, wie die Modulationen an dem von Tarski grundgelegten Modell versuchen, dem Problem Herr zu werden. Denn auch die Entwicklung der traditionellen Logik verzeichnet ein Aufbegehren gegen die vollst�ndige Ausblendung der materialen Komponente des Logischen, ein Aufbegehren, das unter der Sigle der intensionalen Logik [31] l�ngst zum festen, wenn nicht dominanten Bestand logischen Operierens z�hlt, und das - neben der wegbereitenden Arbeit Carnaps - in erster Linie dem grundlegenden Werk Kripkes seine Kanonisierung verdankt. Kripke [32] �berwindet die unbefriedigende, weil digital geschaltete "Entweder-oder"-Alternative des Tarskischen Erf�llbarkeits-Begriffs, indem er �ber eine technische Erweiterung der Aussagen- und Pr�dikatenkalk�le die Ausdehnung der Tarski-Semantik auf m�gliche Welten, d.h. auf formale Sachverhalts- bzw. Individuen-Mengen leistet. So gelingt ihm die Einbindung der Modalit�ten "notwendig", "m�glich", "unm�glich" in die Semantik mittels einer f�r die Modalit�ten notwendigen intensionalen Interpretation eines Ausdrucks mit Hilfe der extensionaler Interpretationen.
Die wesentliche Vorarbeit hierzu stammt dann von Carnap, der sich der Leibnizschen Idee der m�glichen Welten erinnert, um sie als m�gliche Zustandsbeschreibung zum wesentlichen Bindeglied zwischen Intension und Extension zu instantiieren, [33] wenn er einerseits die wahrheitswertsfunktionale Komponente der Semantik, also die Bestimmung der Extension eines Satzes als dessen Wahrheitswert aufgreift, um sie mit der Frage nach den Bedingungen ihres Erf�lltseins ganz unmittelbar in intensionale Kontexte einzuflechten: Notwendig wahr ist ein Satz, der in jeder m�glichen Zustandsbeschreibung, resp. in jeder m�glichen Welt wahr ist, d.h. ein Satz ist intensional als notwendig wahr nur zu bestimmen, in Abh�ngigkeit von der extensionalen G�ltigkeit in allen m�glichen Zustandsbeschreibungen; und umgekehrt wird die Extension des Ausdrucks, also sein tats�chlicher Wahrheitswert, nur bestimmbar aufgrund der Bedingungen seines Wahrseins f�r m�gliche Welten, also in Abh�ngigkeit seiner Intension.
Carnap also leistet die wesentliche Analyse des Bedeutungsbegriffs - formelhaft: die Bedeutung eines Ausdrucks zu kennen, hei�t, seinen Begriffsumfang in allen m�glichen Welten bestimmen zu k�nnen - bleibt aber mit dieser Binnendifferenzierung im Rahmen logisch-philosophischer Deskription, und es ist das gro�e Verdienst Kripkes, auf dieser Basis eine Semantik zu entwickeln, die es erm�glicht, intensionale Modalit�ten im extensionalen Kalk�l darzustellen. Der entscheidende Schritt liegt dabei in dem vom Konstrukt der m�glichen Welten gew�hrleisteten �bergang von Einzelausdr�cken zu Mengen von Ausdr�cken, denn w�hrend der Wahrheitswert einer Aussage punktuell nur extensional zu bestimmen war (Erf�llbarkeit), h�ngen die Mengen extensionaler Interpretationen notwendig von der Intension des Ausdrucks ab, da nur �ber die Intension entscheidbar ist, welcher Wahrheitswert dem Ausdruck in allen Zustandsbeschreibungen zukommt. Innerhalb formal extensionaler Konstruktionen ist damit nicht nur ein konsistenter Aufbau des Intensionsbegriffes erreichbar, tiefergehend relativiert sich damit auch die Fregesche Dichotomie von Sinn und Bedeutung, und es mag den Anschein nehmen, als bez�ge die intensionale Semantik die vermi�ten subjektiven Aspekte in den Kalk�l mit ein, f�r den nun ein wesentliches Obstakel der klassischen Logik hinf�llig wird: die indirekte Rede. [34] Denn dem in modalen Logiken als syntaktischen Systemen virulenten Problem der Formel "... notwendig/m�glich/unm�glich, da� x.", setzt die M�glichen-Welten-Semantik die K�ndigung der alten Frege-Russellschen Namenstheorie entgegen: Namen werden nicht mehr als Abk�rzungen f�r Beschreibungen erfa�t, sondern fungieren als Individuenkonstanten mit fester Identit�t, unterminieren somit das Leibniz-Prinzip, demzufolge identische Gegenst�nde alle Eigenschaften gemeinsam haben, und an die Stelle dieser merkmalsadditiven (Klassen)Identit�t tritt nunmehr die am Essentialismus orientierte cross-world-identity. [35]
Ganz abgesehen von der damit implizierten Re-Metaphysikalisierung der Logik - denn der Begriff der m�glichen Welten, d.h. die Bereitschaft, von Entit�ten zu sprechen, deren Seinsgrund nicht im empirischen Hier und Jetzt liegt, er�ffnet einen ontologisch-metaphysischen Diskurs in der nicht-klassischen Logik - und abgesehen auch davon, wie sich die nicht-klassische Logik selbst hierzu stellt, [36] in jedem Fall willigt sie in den philosophischen Grundentscheid ein, "that logic, so to speak, has a wider reach than truth", [37] da� also Logik materialiter umfassender gedacht wird, als die von jedem Inhalt abstrahierende reine Logik es reklamiert. Und wenn weitergehend die intensionale Semantik die inhaltlichen, materialen Aspekte ganz in die Form zu integrieren sucht, dann setzt sie immerhin einen Fu� auf den von G�nther eingeschlagenen Weg, denn der Intensionsbegriff selbst soll in die alte, extensionale Form eingebunden werden, um die ehedem unhintergehbare Dichotomie von Intension und Extension zu dekomponieren. Und wenn schlie�lich Hintikka beklagt, that "[t]he meaning of 'knowing that one knows' is not clear", [38] dann markiert dies auch von Seiten der nicht-klassischen Logik deutlich das Defizit, das die klassische Logik hinterl��t, die sich mit dem Verdikt �ber die propositional attitudes (da�-Konstruktionen) von vornherein den Blick auf die Satz-Subjekte verstellt.
Werden in intensionalen Kontexten dagegen modale Operatoren �ber die rein alethischen Modalit�ten ("m�glich", "notwendig", "unm�glich") hinaus interpretierbar, so verst�rkt sich der Eindruck, als n�here sich die intensionale Semantik den von Husserl und G�nther eingeforderten subjektiven Aspekten. Nicht so sehr die deontischen Modalit�ten ("geboten", "erlaubt", "gleichg�ltig", "verboten"), als vielmehr die epistemischen deuten eine Subjektivierung an, denn "a wei�, da� x.", "a glaubt, da� x." bettet die Proposition in Kontexte ein, die sich sinnvoll nur in Bezug auf ein Subjekt �u�ern lassen. Gerade weil die Perforation der angestammten Grenze zwischen Intension und Extension die Unterscheidung von Pragmatik und Semantik partiell verwischt, kann diese bereichsweise �berlappung als methodologische Ausdehnung der Logik auf das bis dahin vernachl�ssigte Verh�ltnis von Satz und Sprecher, von Urteil und Urteilssubjekt gelesen werden. Eine Ausdehnung, die schlie�lich von der Montague-Grammatik definitiv zum Programm erhoben wird, wenn dieses wohl eindrucksvollste Unternehmen der intensionalen Logik ansetzt, auch die kontextuell bedingte Bedeutungsvarianz, also die Abh�ngigkeit von Zeit- und Ortsdeixis einerseits sowie von Personalpronomina und Indexausdr�cken andererseits, innerhalb der um eine Semantik erweiterten generativen Grammatik (Chomskys) als Universalgrammatik handhaben zu k�nnen. [39] Hier dann scheint nicht nur das in der Logik stillschweigend mitlaufende �bersetzungsproblem von formaler und nat�rlicher Sprache gel�st, es scheint auch vieles darauf hinzudeuten, als st�nde der Logik endlich das ersehnte R�stzeug bereit, mit dem sie das Medium des Denkens, die Sprache, vollst�ndig abbilden k�nnte. [40]
Universalgrammatik - das instrumentelle Medium der Cartesianisch-Leibnizschen Einheitswissenschaft r�ckt in greifbare N�he und n�hrt die Hoffnung, einen Beschreibungsraum er�ffnet zu haben, dessen Totalit�t weit genug ist, auch noch die Beschreibungsorgane, die sprechenden Subjekte, in den Kalk�l einzubinden. Wenn die Grenze zwischen formaler und nat�rlicher Sprache �berwunden wird, dann steht zu erwarten, da� die Aufhebung der �bersetzungsnotwendigkeit den �bersetzer selbst als seine je schon geleistete Arbeit, als das Maximum seiner Versprachlichungspotenz in den Formalismus integriert. Mit einem gewissen Recht also kann die intensionale Logik beanspruchen, dem Subjekt des Urteils die Anbindung an sein Urteil zur�ckerstattet zu haben, und es mutet an, als w�re dem Einspruch G�nthers/Husserls Rechnung getragen, als h�tte sich die Logik aus der kritisierten Objekt-Logik zu einer umfassenderen Subjekt-Logik voranentwickelt.
Aber - und nat�rlich schreiben wir auf dieses "aber" hin - aber gerade an der Stelle, an der die intensionale Semantik zu ihrer Hochform findet, an der sie sich anschickt, in einem universalen Formalismus die Sprache sowohl zu desambiguieren, als auch, im Zuge der Einbindung des Intensions-Begriffs, die Sinnanalyse von (starren) Designatoren, Pr�dikaten und S�tzen als formal exakte, extensionale Explikation erstmals im Kalk�l zu verankern, genau hier also, wo die Idee der characteristica universalis zu sich kommen k�nnte, k�nnen wir die grunds�tzlichen Unterschiede zu dem Ansatz G�nthers deutlich erkennen. Selbst unter der wohlwollenden Voraussetzung, da� die hier noch bestehenden technischen Probleme sich bew�ltigen lassen, intensionale Semantik und Universalgrammatik f�hren eine von G�nther kategorisch verschiedene Tradition zu ihrer potentiellen Vollendung, deren fr�he Wegmarken sich verk�rzt mit den Namen Leibniz, Boole, Frege, Tarski skizzieren l��t. Es geht um eine sukzessive Perfektionierung des Regelwerkes dessen, was intersubjektive Kommunikation im allgemeinen und wissenschaftliche Rationalit�t im besonderen gew�hrleistet, die Logik fungiert als korrektives Organon und als selektives Medium, in dem und mit dem allein sich viabel operieren l��t. Th. Seebohm spricht pr�gnant vom epistemischen Programm der Logik, [41] an dessen Ende sich folgerichtig Logik in Philosophie selbst verwandelt, wenn alles, was konsistent formulierbar ist, formalisierbar zu sein hat. Ein Programm also, hinter dem wir unschwer den Ruf Leibniz' vernehmen, mit dem er die streitenden Philosophen ad abacos bittet, an die letztg�ltigen, weil objektive Kl�rung schaffenden Rechentische. Wenn die nicht-klassische Logik zu der Einsicht kommt, da� die M�glichkeiten solcher Kl�rungen sich mit der Inblicknahme der inhaltlichen, sinnanalytischen Aspekte noch maximieren k�nnen, dann setzt sie mit dieser subtilen Binnenerweiterung nur konsequent auf der intensional-materialen Ebene fort, was zuvor auf einen rein extensional-formalen Rahmen beschr�nkt war. Hier erw�chst sicherlich ein besseres Werkzeug, das Fassungsverm�gen der Rechentische w�chst dramatisch - doch der damit geheiligte Zweck bleibt unber�hrt, "ubi ratiocinatio omnis in usu characterum consistit et idem est error animi qui calculi." [42]
Jenseits von innen und au�en: Dekonstruktion statt Kompensation.
Es ist sein vor-kantisches Erbe, das die Universalit�t des avisierten universalen Formalismus bereits ab ovo in die Schranken einer positivistischen, bestenfalls rationalistischen Limitation verweist, und die Zuversicht, mit der die nicht-klassische Logik und Semantik sich am Ziel ihrer Bem�hungen glaubt, kann als die tiefe Perspektivverengung gesehen werden, mit der sich das epistemische Programm weigert, zur Kenntnis zu nehmen, da� "[i]n unserem theoretischen Denken [...] zwei logisch streng zu unterscheidende Strukturschichten vorhanden [sind]. N�mlich erstens die begriffliche Intention auf den Denkgegenstand, die jene Seite an ihm zu begreifen sucht, die wir als Fremdheit, als Andersheit, kurz als echte Objektivit�t, oder absolute Transzendenz denken und zweitens jene logische Intention, in der wir den Denkgegenstand als unseren wissen, in der wir mithin ihn als Nicht-Objektivit�t, als identisch mit der innerlichsten Tiefe unseres eigenen denkenden Ichs, kurz als echte Subjektivit�t verstehen wollen." [43]
Das Denken des Dings ist etwas anderes als das Denken dieses Denkens, und der Gegenstand einer Logik des Denkens unterscheidet sich fundamental von den Gegenst�nden einer Logik, in der dieses Denken selbst zum Thema des Denkens ger�t - dies ist die grundlegende Einsicht G�nthers, und dies auch ist die von allem Anfang divergierende Motivation seiner Logik-Konzeption. Hier geht es dann wahrhaft um logisches Neuland, denn am Beginn bereits erkennt G�nther das Fassungsverm�gen der traditionellen Logik mit diesem Anspruch als notwendig �berschritten; seine Differenzierung/Entgrenzung in die Doppelthematik einer Logik des (objektiven) Seins und einer Logik des (subjektiven) Sinns kann mit der darin angelegten �berdetermination - ein und dasselbe Datum erscheint zugleich als gedachtes (Inhalt) und als prozessuales Denken dieses Datums (Form) - von einem dualistisch konzipierten Form-Inhalt-Schema nicht mehr eingefangen werden. Hier dann gr�ndet sich das "trans" als legitime Pr�figierung, denn anders als alle klassischen und nicht-klassischen Ans�tze, konfrontiert G�nther die Logik erstmals mit der reflexionslogisch unabweisbaren Notwendigkeit von Zirkularit�t, Selbstreflexivit�t, Selbstreferentialit�t; mit jenen Figuren also, denen die Logik im Rahmen ihres Formkonzeptes �berlebensnotwendig fliehen mu�te - zum Preis allerdings der oben beschriebenen Reduktion auf das epistemische Programm. Und hier schlie�lich verabschiedet sich G�nther auch von Husserl, dessen kritische Bestandsaufnahme einer Logik des Objekts sicherlich konkludent zu G�nther ausf�llt, dessen positiver Gegenentwurf allerdings Subjektivit�t in die Logik als konstituierenden Vollzug des erkennend-urteilenden Bewu�tseins einzubinden sucht. [44] Eine Subjektivierung diesen Zuschnitts aber invertiert die �berkommene Logik allein, wiederholt die relationale Objektivierung als internale Konstitutionsleistung des Subjekts, das als solches auch hier nicht erscheint, sondern zur�cktritt hinter eine dem Ursprungsdenken verpflichtete Letztbegr�ndungs- und Reduktionsanalyse des pr�dikativen Urteils.
Erkenntnisbegr�ndung aber ist G�nthers Sache nicht, ihm geht es um den formalen Repr�sentationsraum, in dem sich konsistent und antinomienfrei, nicht von der subjektimmanenten Wiederholung der Erkenntnisleistung, sondern von der subjektiven Thematisierung/Objektivation des formalen, abstraktiven, logischen Denkens selbst sprechen l��t. Zirkularit�t und Selbstreflexivit�t, die deutsch-idealistischen Sprengs�tze, mit denen das Bewu�tsein in infiniten Regressen zwanghaft ein ungl�ckliches werden mu�te - G�nther schickt sich an, sie in die Logik zu integrieren, die erst so den Namen einer vollg�ltigen Theorie des Denkens verdient. Da� dies nicht wenig ist, bezeugt das Anforderungsprofil dieser Logik: "1. Sie mu� die zwei inversen Themata als entgegengesetzte oder unmittelbare enthalten. 2. Sie mu� dieselben als vermittelte enthalten. 3. Sie mu� die Einheit jener Themata als entgegengesetzter und vermittelter sein." [45] "In anderen Worten: in jeder Reflexion auf die Reflexion mu� der Gegenstand der ersten Reflexion mit eingeschlossen sein." [46] Ein Einschlu�, der notwendig Verwandlung bedeutet, denn der Gegenstand der objektivistischen Reflexion erster Stufe wird f�r die zweite Reflexion als je schon reflektierter bereits durchdrungen sein von der begrifflichen, Hegelsch gesprochen: der setzenden, negierenden Leistung des Subjekts; er wird als formierter Inhalt erscheinen, und die Reflexion auf die Reflexion befa�t so als ihr Objekt die eigentliche Leistung ihrer selbst.
Der subjektive Reflexionsproze� selbst soll Objekt der Reflexion werden; ist diese contradictio in adjieto bereits schwer zu fassen, so erh�ht sich die Komplizit�t, wenn G�nther das Zusammenspiel der beiden Reflexionsreihen nach dem Bild konzentrischer Kreise entwirft, "weil die subjektivistische Thematik ja keinen einfachen Gegensatz zur objektivistischen Thematik bildet, sondern als Methode beide Thematiken als Inhalt umgreift." [47] Dieser zweiten Reflexionsreihe eine eigene und vermittelte Logik zu gr�nden, f�hrt dann zwangsl�ufig aus allem klassischen Denken heraus, hier werden die grundlegenden Oppositionen der Metaphysik endg�ltig �berbordet; als Form f�r (Form-Inhalt) korrespondiert der bedurften und inaugurierten neuen Form kein homogener und substantiell verfa�ter Objektbereich, sie referiert auf eine hylemorphe Doublette, aber nicht ihrer (aristotelisch) objektiv-ontologischen Struktur nach, sondern als je vom Subjekt begrifflich gestalteter Stoff der Abstraktion. Weil aber die Reflexion hier nicht l�nger auf einfache Objekte st��t, weil vielmehr dem Denken der Bezug auf den Proze� der Objektivation selbst er�ffnet wird, findet das Denken aus der schlechten Unendlichkeit der iterativen, potentiell unendlichen Reflexionsbreite in die aktual unendliche, umfangsdefinite Unendlichkeit der Reflexionstiefe. Denn mit dem "Gedanken der unendlichen Iterationsf�higkeit des reflektierten Bewu�tseins haben wir uns [...] bereits �ber die infinite Reihe der [...] Reflexionen erhoben und sie zum 'Gegenstand' einer Reflexion gemacht, die per definitionem dieser Reihe selbst nicht angeh�ren kann. Der Inhalt dieser neuen Reflexion ist also die Idee der Totalit�t der infiniten Folge der Iterationen (und nicht selbst eine Iteration, auf die andere folgen k�nnten.) [...] In dieser Idee der Totalit�t der introszendenten Unendlichkeit einer vor jedem Zugriff in immer tiefere Schichten der Reflexion zur�ckweichenden Subjektivit�t reflektiert das Selbstbewu�tsein auf sich selbst und definiert so das Ich als totale Selbstreflexion." [48]
Es ist gewi� einer der schwierigen Texte G�nthers, ganz ohne Zweifel jedoch einer, der sein lebenslanges Pl�doyer f�r die wechselseitige Fundierung und Entgrenzung von Metaphysik und formalem Denken in besonderem Ma�e dokumentiert, wenn die Cantorsche Idee der transfiniten Kardinalzahl ihre �berraschende Applikation auf die Hegelsche Reflexionslogik erf�hrt. Es gibt mathematisch-logische Schablonen, in die das opake Denken Hegels zu gie�en ist, auch wenn die Kernfrage nach der hierf�r notwendigen Form damit noch nicht beantwortet ist. Hier vielmehr gr�ndet sich zun�chst der poly-loge System-Korpus, der die Hegelsche Reflexions-Triade in die vermittelte Distinktion der Stellenwertlogik, sp�ter dann in die Proemialit�t diskontexturierter polykontexturaler Logik �berf�hrt, [49] der somit den mechanischen Grund legt f�r einen reibungslosen und postg�delschen Kalk�l der Selbstreferentialit�t. Der entscheidende Schritt aber, der den Kalk�l f�r Selbstreferentialit�t in einen selbstreferentiellen Kalk�l [50] transformieren k�nnte, ist damit noch nicht beschritten, h�ngt er wesentlich an der Dekonstruktion des Subjekt- und Formbegriffs.
Wenn Subjektivit�t erst die Er-gebnis (Heidegger) eines universalen Strukturprozesses ist (Reflexion), wenn also die Bedingung der M�glichkeit f�r Selbstbewu�tsein nicht im egologischen Subjekt liegt, sondern das Subjekt nur eine Konkretion/Komplexion dieses Prozesses ist, dann macht G�nther mit dieser anf�nglich an Hegel gewonnenen Einsicht radikal Ernst, wenn er diese - ihm schlie�lich von der second order cybernetics und Theorie Autopoietischer Systeme best�tigte - Gewi�heit in die Frage nach den Bedingungen der M�glichkeit f�r selbstbez�gliche Formbildung �berhaupt, d.h. f�r Selbstreflexion und damit f�r Subjektivit�t �berf�hrt. Das Ziel also ist der simultane ontologische und logische Schritt in einen formalen, exakten Signifizierungsraum, in dem die Bewegung eingeschrieben werden k�nnte, die "die Bewegung des Sichselbstsetzens oder die Vermittlung des Sichanderwerdens mit sich selbst ist.", [51] und zwar so, da� diese Bewegung als echte Selbstbewegung von jedem Gesetzsein wie von jeder Heterologie befreit zu sein h�tte.
Die hier intendierte Selbstreferentialit�t w�re damit fundamental geschieden nicht nur von den R�ckbez�glichkeiten der M�gliche-Welten-Semantik, der G�nthersche Kalk�l emanzipierte sich auch anders als der calculus of indication Spencer Browns und anders auch als Varelas calculus for selfreference vom Operator der Kalk�le selbst, an den nicht l�nger die Aufforderung des draw a distinstion als urinitialer Anfang des Kalk�ls ergehen darf. [52] Vielmehr h�tte sich hier, wo keine von au�en gesetzte Unterscheidung/Bezeichnung in den Kalk�l eingreift, ein Zeichenspiel zu er�ffnen, in dem nicht nur das identit�tstheoretisch schon problematische "reine Selbsterkennen im absoluten Anderssein" [53] sich ereignen k�nnte, in dem dies dar�ber hinaus noch in dezidierter Unabh�ngigkeit vom Subjekt der Logik eben als das tats�chliche Sichselbstsetzen zu geschehen h�tte. Der Proze� w�re dann ein reziproker: in dem Ma�e, in dem das Subjekt die Hoheit abtritt am logischen Proze� der Selbstverweisung, erw�chst dem Subjekt der Kalk�l, der die Selbstbez�glichkeit in der notwendigen Reinheit generiert, die dem Subjekt zu allererst die zeichen- und formtheoretischen Instrumente und die metaphysisch-ontologischen Realit�ten offeriert, in denen er das koh�rente Bild seiner selbst zeichnen kann; [54] erst wenn der Kalk�l als an sich selbstreferentieller Kalk�l die Bedingung der M�glichkeit zur Selbstbez�glichkeit als seine eigene Wirklichkeit verwirklicht, besitzt das Logik treibende Subjekt den Form- und Formulierungsrahmen, in dem das nicht-verobjetivierende Bild seiner selbst Gestalt annehmen kann.
Die Frage aber bleibt: Wo findet sich die Form, die solches zu leisten im Stande w�re? Wie ist eine Form vorzustellen, die keinen positiven Inhalt mehr von sich unterschiedet? Was beinhalten die Zeichen einer solchen Formalisierung, deren Verweischarakter nicht l�nger �ber sie hinaus zeigen darf? Was bedeutet eine Zeichenkonzeption, die keine Anzeigefunktion mehr kennt, die auf etwas verwiese, was nicht immer schon sie selbst w�re, die also das Andere nur insofern kennt und nennt, wie sie sich selbst bezeichnet, und die sich selbst nur bezeichnet, wenn sie das Andere bezeichnet, das doch nicht von ihr geschieden ist?
Da� eine Ontologie, die atomistisch vom positiven Seienden her denkt, hier �berfordert ist, ist evident, [55] und Spencer Brown weist bereits den Weg, den zu Ende zu gehen er sich scheut: es geht um Differenzen, hier ist er sich fundamental einig mit dem Strukturalismus, und einm�tig offenbaren beide ihre tiefe Verwurzelung in Identit�tstheorie und Ontologie, wenn sie die Dinge und die Differenz in einem Umtauschverh�ltnis belassen: Jede distinction vollzieht eine indication bei dem einen, und bei den anderen entstehen der Sinn und die Dinge aus dem oppositionellen Geschehen der Distinguierung. So geraten die Bedingungen des Sinns zu postumen Erkl�rungen seines Funktionierens, und die Gesetze der Form gerinnen zu einem Handbuch f�r Beobachter. Von den Bedingungen der M�glichkeit der Opposition/Unterscheidung aber ist nicht die Rede, und kann auch nicht, denn die Genese der Differenz weigert sich, positiv signifiziert zu werden, die Differenz will nicht l�nger Einzuschreibende und Eingeschriebene sein, sondern generiert sich in der letztm�glichen Radikalit�t des Selbst als die infinitive Einschreibung der Differenz, als von die der Differenz prozessierte Differenzierung. [56]
Hier l��t sich nichts Substantielles mehr denken, das Denken dieser Selbstunterscheidung ist ebenso deontologisiert wie notwendig prozessualisiert, denn die Differenz ergibt sich nur im Vollzug der Differenzierung, in der Dialektik von Unterschiedenem und Unterscheidung (Resultat und Proze�). Diff�rance nennt Derrida das raum-zeittranszendente Geschehen, das der Verraumung und Verzeitung je und j�h vorangeht, und das getrennt und doch zugleich den Proze� der Unterscheidung und ihr Produkt vereint. [57] Und weil dieses Geschehen als der undenkbare Grund der Positivit�t sich der Sprache der Metaphysik, die immer die unsere ist, entzieht, gibt Derrida ihm die schwachen Namen der Spur und der archi�criture. Sie deuten sich an als die Selbstverbergung ihres Denotats, und wir bekommen eine Ahnung davon, in welche Abgr�nde sich G�nther wagt, wenn er dieses Geschehen, das von keinem Ontischen getr�bte Ereignis (Heideggers), noch in einen Kalk�l zu bringen sucht, dessen Operabilit�t den endg�ltigen Rationalit�tsbeweis Derridistischer Dekonstruktion erbringt. [58] Morphogrammatik und Kenogrammatik stehen hier als Inskriptions-Mittel bereit, und die differenzlogischen Engramme dieser Negativsprachen verwandeln die Rede �ber das Subjekt in der Logik: Jetzt wei� es, da� das positive Bild seiner selbst sich nur ablesen l��t, wenn es zuvor den Abschied aus der privilegierten Position der Beobachtung nimmt, wenn die Reinheit der Formalit�t, mit der die Logik ihre Universalit�t begr�ndet, ihre letztm�gliche Reinheit gewinnt, da� die als Verm�gen, dynamis, konzipierte Form des Denkens nun als energeia, actus, als realer Vollzug des Denkens thematisiert werden kann. [59] Die Trennung des Urteilens von dem wor�ber geurteilt wird, erscheint unumg�nglich, hie� es bei Frege, und wir k�nnen mit G�nther nun entgegnen, da� das prozessierende Subjekt der Logik selbst seine objektive Gestalt, die seine Subjektivit�t nicht unterminiert, nur annehmen kann, wenn die Bedingungen der M�glichkeit des Urteilens als die meontischen Bedingungen der M�glichkeit von Selbstreferenz erfa�t werden, deren topologische Distribution und Vermittlung im polykontexturalen Verbund der logischen Orte sicher kein statisches Subjekt, gewi� aber dynamisierte Subjektivit�t emergiert. Damit aber erst w�re die Logik als Theorie des Denkens universal, und dies in einer ungeahnten Universalit�t, die nicht nur die R�nder des Alls abtastet, die vielmehr auch die Nullpunkte der logischen Koordinatensysteme, die Subjekte erfa�t, indem sie diese selbst noch verfl�ssigt, aufl�st und als selbstr�ckbez�gliche Prozesse in den sich selbst beobachtenden, unterscheidenden und genierenden Kalk�l integriert: als eine Subjektivit�t, deren metexis dem Universum nicht l�nger blinde Flecke beschert, weil sie sich einschmiegt in das und als das, woraus sie je hervorgeht - Dialektik.
[1] 1913 erscheint mit den Ideen zu einer reinen Ph�nomenologie und ph�nomenologischen Philosophie das Gr�ndungs-Manifest der neuen Art philosophischen Fragen, die zun�chst die rein logischen Motive Husserls in den Schatten stellt. 1929 allerdings amalgamiert sich Ph�nomenologie und Logik in der Formalen und transzendentalen Logik zu dem theoretisch-postulativen Entwurf der transzendental-ph�nomenologischen Logik im Sinne einer egologisch letztbegr�ndenden, universalen Wissenschaft von Sinn und Sein, die das kalk�ltechnisch-formale Element einer operablen Implementierung der pr�tendierten Subjektivit�t jedoch schuldig bleibt.
[2] Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft. B 76f.
[3] Gottlob Frege: Funktion und Begriff. In: ders. Kleinere Schriften. Hrsg. v. Ignacio Angelelli. Hildesheim: Olms, 1967, S. 125-42, hier S. 134.
[4] Vgl. a. a. O., S. 140.
[5] Gottlob Frege: Was ist eine Funktion. In: ders. Kleinere Schriften. S. 273-80, hier S. 278.
[6] Frege: Funktion und Begriff. S. 128.
[7] A. a. O., S. 136.
[8] Aristoteles: De anima. III 8, 431b 29.
[9] Vgl. Jacques Derrida: Positionen. Hrsg. v. Peter Engelmann. Wien: Passagen, 1986, S. 87f.
[10] Friedrich Kaulbach: Subjektlogik und Pr�dikatlogik. In: Vern�nftiges Denken. Studien zur praktischen Philosophie und Wissenschaftstheorie. Hrsg. v. J�rgen Mittelstrass, Manfred Riedel. Berlin u. New York: de Gruyter, 1978, S. 23-51, hier S. 36. Kaulbach bietet eine sch�ne Darstellung der Verschiebung syntagmatischer Valenzen vom Subjekt zum Pr�dikat; die von ihm als solche beschriebene Subjekt-Logik jedoch z�hlt mit ihrer Prononcierung auf dem Satz-Subjekt je schon zur klassischen Logik, steht somit insgesamt als Logik des Objekts/der Objektivit�t jenseits des hier intendierten Begriffs einer Subjektivierung der Logik im Sinn der Einschreibung von Subjektivit�t in die Logik.
[11] Heinrich Scholz: Abri� der Geschichte der Logik. Freiburg u. M�nchen: Alber, 1931, S. 48.
[12] A. a. O., S. 51.
[13] G�nther Jacoby: Die Anspr�che der Logistiker auf die Logik und ihre Geschichtsschreibung. Stuttgart: Kohlhammer, 1962, S. 6. F�r das Standrecht der formalen Logik gegen die mathematische Logik streiten neben Jacoby auch Wolfgang Albrecht (Die Logik der Logistik. Berlin: Dunker & Humblot, 1954) und Bruno von Freytag L�ringhoff (Logik. Ihr System und ihr Verh�ltnis zur Logistik. Stuttgart: Kohlhammer, 1955). Der k�mpferische Text Jacobys bildet gewisserma�en den Schlu�punkt einer Diskussion, die 1950 auf dem Dritten Deutschen Kongre� f�r Philosophie in Bremen offen aufbricht und ein Jahr sp�ter auf der Jenaer Philosophischen Konferenz �ber Fragen der Logik ihre Fortsetzung findet. Vgl. Symphilosophein. Bericht �ber den Dritten Deutschen Kongre� f�r Philosophie. Bremen 1950. Hrsg. v. Helmuth Plessner. M�nchen: Lehnen, 1952. S. 161-203.
[14] Edmund Husserl: Erste Philosophie. Erster Teil. Kritische Ideengeschichte. Hrsg. v. Rudolf Boehm. Den Haag: Nejhoff, 1956, (= Husserliana VII), S. 28. Hervhbg. orig.
[15] Edmund Husserl: Logische Untersuchungen. Erster Band. Prolegomena zur reinen Logik. T�bingen: Niemeyer, 21913, S. 68, 77.
[16] Vgl. a. a. O., S. 100f.
[17] A. a. O., S. 111.
[18] Gottlob Frege: Grundgesetze der Arithmetik. Begriffsschriftlich abgeleitet. Bd. I/II. (Reprograph. Nachdruck) Hildesheim: Olms, 1962/1966, S. XXV.
[19] Husserl: Erste Philosophie. I. S. 44.
[20] A. a. O., S. 44f. Hervhbg. orig.
[21] Vgl. Edmund Husserl: Logische Untersuchungen. Zweiter Band, Teil I. Untersuchungen zur Ph�nomenologie und Theorie der Erkenntnis. T�bingen: Niemeyer, 31922, S. 294f, 305-12, 316-21, 326-42.
[22] Vgl. Kazimierz Adjukiewicz: Die syntaktische Konnexit�t. In: Logischer Rationalismus. Philosophische Schriften der Lemberg-Warschauer Schule. Hrsg. v. David Pearce, Jan Wolenski. Frankfurt/M.: Athen�um, 1988, S. 207-26, hier S. 207f.
[23] Vgl. Alfred Tarski: Der Wahrheitsbegriff in den formalisierten Sprachen. In: Logik-Texte. Kommentierte Auswahl zur Geschichte der modernen Logik. Hrsg. v. Karel Berka, Lothar Kreiser Berlin: Akademie-Verlag, 1971, S. 447-559, hier S. 505-10. Den generellen Einflu� Husserls auf die polnische Logik vgl. Tadeusz Kotarbinski: Grundlinien und Tendenzen der Philosophie in Polen. In: Logischer Rationalismus. S. 21-29, S. 24. Die Parallele von Apophantik und Wahrheitslogik bei Husserl zur logischen Syntax und Semantik zieht Guillermo E. R. Haddock: Edmund Husserls Philosophie der Logik und Mathematik im Lichte der gegenw�rtigen Logik und Grundlagenforschung. Bonn (Diss.), 1973, S. 73f (Syntax), 84 (Semantik).
[24] Wolfgang Stegm�ller: Das Wahrheitsproblem und die Idee der Semantik. Eine Einf�hrung in die Theorien von A. Tarski und R. Carnap. Berlin u. New York: Springer, 21968, S. 247. Hervhbg. orig.
[25] Die Skizze dieses Umwegs kann beginnen mit Heinrich Scholz, der darauf hinweist, da� die Grund-S�tze der Logik (Identit�t, Widerspruchsverbot, tertium non datur) zun�chst keine logischen S�tze seien, sondern S�tze der Aristotelischen Ontologie, d.h. S�tze, mit denen Aussagen �ber Individuen getroffen werden. ("Es gibt kein Individuum, dem eine Eigenschaft zukommt und nicht zukommt." Vgl. Heinrich Scholz: Metaphysik als strenge Wissenschaft. Darmstadt: WBG, 1965 (reprogr. Nachdruck v. 1941), S. 146f.) Wenn nun die post-Aristotelische Tradition Logik und Ontologie auseinanderdividiert, so verdr�ngt sie die eigene Ausgangsbasis, �bermantelt ihr Wissen, da� beider Form a priori den objektivierenden S�tzen �ber Seiendes/Objekte unterworfen ist; nimmt schlie�lich die kritizistische Wende Kants eben diesen Formal-Apparat auf, indem sie ihn f�r die Frage nach den Erscheinungsformen der Dinge/Ph�nome in der Reflexion nutzbar zu machen sucht, so hat die transzendentale Logik die formal-ontologische Pr�supposition, n�mlich Satz-Form f�r Seiendes/Objektivit�t zu sein, je schon internalisiert. Das Denken des Seienden aber, der Proze� der Reflexion, der subjektive Anteil am Urteil besitzt damit per se keine differentielle, eigene Form, die seine subjektive Qualit�t gegen�ber den Aussagen �ber die Welt unterscheiden und bewahren k�nnte und entzieht sich folgerichtig der positiven Designation. �brig bleibt nur "die einfache und f�r sich selbst an Inhalt g�nzlich leere Vorstellung: Ich, von der nicht einmal mehr gesagt werden kann, da� sie ein Begriff sei, sondern ein blo�es Bewu�tsein, das alle Begriffe begleitet.", jenseits jeder materialen Konkretion verk�mmert das Subjekt zur regulativen Idee, die "die Idee Ich denke hervorbringt, die alle anderen mu� begleiten k�nnen." Kant: KrV. A 345f, B 404; B 132. Hervhbg. orig.
[26] Gotthard G�nther: Idee und Grundri� einer nicht-Aristotelischen Logik. Die Idee und ihre philosophischen Voraussetzungen. 2., durchges. u. erw. Aufl., Hamburg: Meiner, 1978, S. 80.
[27] Gotthard G�nther: Die Theorie der 'mehrwertigen' Logik. In: G.G.: Beitr�ge zur Grundlegung einer operationsf�higen Dialektik. Bd. II, Hamburg: Meiner, 1979, S. 181-202, hier S. 184.
[28] Vgl. Gotthard G�nther: Grundz�ge einer neuen Theorie des Denkens in Hegels Logik. Hamburg: Meiner: 21978, S. 22 (Fu�note), 203, 212.
[29] Vgl. Gotthard G�nther: Logistischer Grundri� und Intro-Semantik. In. G.G.: Beitr�ge zur Grundlegung einer operationsf�higen Dialektik. Bd. II, S. 1-115, hier S. 7.
[30] �ber den biographisch wie theoretisch kaum zu �bersch�tzenden Stellenwert der Kybernetik gibt G�nther selbst hinreichend Auskunft in seiner �u�erst lesenswerten Retrospektive: G.G.: Selbstdarstellung im Spiegel Amerikas. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Bd. II. Mit Beitr�gen von G. G�nther et al. Hrsg. v. Ludwig J. Pongratz. Hamburg: Meiner, 1975, S. 1-74. F�r den schnellen �berblick sei die getreue Nacherz�hlung dieses G�nther-Textes empfohlen, vgl. Arno Bamm�: Entfesselte Logik. Gotthard G�nther: Ein Leben zwischen den Welten. In: Gotthard G�nther - Technik, Logik, Technologie. Hrsg. v. Ernst Kotzmann. M�nchen u. Wien: Profil, 1994, S. 11-31
[31] In Abgrenzung zur wahrheitswerttheoretischen, extensionalen Logik/Semantik wird die intensionale Logik/Semantik auch als nicht-klassische Logik/Semantik bezeichnet. Die von G�nther her zu ziehende Grenze klassisch - transklassisch wird dabei jedoch nicht �berschritten. Hilfreiche Darstellungen hierzu: Franz von Kutschera: Einf�hrung in die intensionale Semantik. Berlin u. New York: de Gruyter, 1976; Thomas M. Seebohm: Philosophie der Logik. Freiburg u. M�nchen: Alber, 1984, S. 184-244.
[32] Saul A. Kripke: A Completeness Theorem in Modal Logic. The Journal of Symbolic Logic. 24, 1959, S. 1-14. ders.: Semantical Analysis of Modal Logic I. Normal Modal Propositional Calculi. Zeitschrift f�r mathematische Logik und Grundlagen der Mathematik. 9, 1963, S. 67-96.
[33] Vgl. Rudolf Carnap: Bedeutung und Notwendigkeit. Eine Studie zur Semantik und modalen Logik. Wien u. New York: Springer, 1972, S. 11-16.
[34] Solange modale Logiken als syntaktische Systeme ohne eine semantische Einbettung stehen, lassen sich vom Standpunkt der extensionalen Logik schwere referenztheoretische Einw�nde erheben, die sich gegen den fragw�rdigen Bezug und ungekl�rten ontologischen Status der in modalen Systemen ohne Anf�hrungszeichen im Wirkungsbereich eines modalen Operators auftretenden Designatoren richten, da die manipulierte Notwendigkeit/M�glichkeit nicht auf die Erf�llung der Bedingungen durch die ausgesagten Gegenst�nde zur�ckgef�hrt werden kann; das Problem ist die Existenz und Indentit�t, sprich: die ungekl�rte Referenz der Objekte einer modalen Aussage. In diesem Sinn attackiert Quine die syntaktischen Modallogiken mit dem Argument, der Schritt von "x" zu "..., da� x" verschleiere das Designatum, da nun nicht mehr referentiell eindeutig �ber die Welt gesprochen werde, sondern (selbstreferentiell) �ber S�tze �ber die Welt; der Gegenstandsbezug von "..., da� x" sei somit unklar. Sind modallogische Aussagen f�r Quine nicht-referentielle Aussagen, dann wird ihre Quantifizierung in die gleichen Schwierigkeiten verwickeln, die generell die Quantifizierung nicht-referentieller Ausdr�cke beinhaltet. Ist aber die Quantifikation von modalen Kontexten nicht ausweisbar, dann wird das referenztheoretisch schon fragw�rdige Programm der Modallogik auf der Ebene der Pr�dikatenlogik hinf�llig. Vgl. Willard van Orman Quine: The Problem of Interpreting Modal Logic. The Journal of Symbolic Logic. 12, 1947, S. 43-48.; ders.: Referenz und Modalit�t. In: W.v.O. Q.: Von einem logischen Standpunkt. Neun logisch-philosophische Essays. Frankfurt/M. u. Berlin: Ullstein, 1979, S. 133-52.
[35] Ein singul�rer Ausdruck also "really specifies a well-defined individual and therefore qualifies as an admissible substitution-value of the bound variables" unter der Bedingung, "if it refers to one and the same individual not only in the actual world [...] but also in the alternative worlds which could have been realized instead of it; in other words, if and only if there is an individual to which it refers in all alternative worlds as well. But referring to it in all these alternatives means referring to it necessarily." Jaakko Hintikka: The Modes of Modality. In: J. H.: Models for Modalities. Selected Essays. Dordrecht: Reidel, 1969, S. 71-86, hier S. 78. Hervhbg. orig.
[36] David K. Lewis (Counterfactuals. Oxford: Blackwell, 1973), anf�nglich auch Hintikka (Semantics for Propositinal Attitudes. In: J.H.: Models for Modalities. S. 87-111), pl�dieren imGegensatz zu Kripke (Name und Notwendigkeit. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1981) f�r eine realistische, objektive Auffassung der m�glichen Welten. Sp�ter sagt sich auch Hintikka dezidiert von Leibniz und Carnap los und zieht es vor, von m�glichen Szenarien, Situationen zu sprechen. Vgl. Jaakko Hintikka: Situations, Possible Worlds, and Attidutes. In: J.H., Merrill B. Hintikka: The Logic of Epistemology and the Epistemology of Logic. Selected Essays. Dordrecht et al.: Kluver, 1989, S. 205-14.
[37] Georg Henrik von Wright: Logical Studies. London: Routledge & Kegan Paul, 1957, S. VII.
[38] Jaakko Hintikka: Knowledge and Belief. An Introduction into the Logic of the two Notions. Ithaca, N.Y.: Cornell University Press, 1962, S. 103.
[39] Vgl. Richard Montague: Formal Philosophy. Selected Papers of Richard Montague. Ed. with an introd. by Richmond H. Thomason. New Haven and London: Yale University Press, 1974. Hier vor allem English as a Formal Language. (S. 187-221); Universal Grammar. (S. 222-246); The Proper Treatment of Quantification in Ordinary English. (S. 247-270).
[40] "There is in my opinion no important theoretical difference between natural languages and the artificial languages of logicians", beginnt Montague die Grundlegung seiner Universal Grammar, die auf 25! Seiten mit einem auch f�r Fachlogiker schwer nur zu bew�ltigenden Kalk�l den Nachweis antritt, da� es m�glich ist, "to comprehend the syntax and semantics of both kinds of languages within a single natural and mathematically precise theory." Richard Montague: Universal Grammar. In: R.M.: Formal Philosophy. S. 222.
[41] Vgl. Seebohm: Philosophie der Logik. S. 9-13.
[42] "[...] wo die Schlu�folgerung vollst�ndig im Gebrauch der Charaktere besteht, und ein Irrtum des Geistes und des Kalk�ls dasselbe ist." Gottfried Wilhelm Leibniz: Die philosophischen Schriften. Hrsg. v. C. I. Gerhardt. Bd. VII, Hildesheim: Olms, 1961, S. 205.
[43] G�nther: Grundz�ge. S. 220.
[44] Als pr�gnante Zusammenfassung sei empfohlen Edmund Husserl: Erfahrung und Urteil. Untersuchungen zur Genealogie der Logik. Red. u. hrsg. v. Ludwig Landgrebe. Hamburg: Meiner 61985, S. 1-72, (Einleitung).
[45] G�nther: Grundz�ge. S. 204. Hervhbg. orig.
[46] Gotthard G�nther: Die Aristotelische Logik des Seins und die nicht-Aristotelische Logik der Reflexion. In: G.G.: Beitr�ge zur Grundlegung einer operationsf�higen Dialektik. Bd. I, Hamburg: Meiner, 1976, S. 141-188, hier S. 152.
[47] G�nther: Grundz�ge. S. 209.
[48] Gotthard G�nther: Metaphysik. Logik und die Theorie der Reflexion. In: G.G.: Beitr�ge zur Grundlegung einer operationsf�higen Dialektik. Bd. I, S. 31-74, hier S. 57. Hervhbg. orig.
[49] Die Entwicklung und die systematischen Abgrenzungen von integrierter Stellenwertlogik/Kontextwertlogik und polykontexturaler Logik vgl. Rudolf Kaehr: Disseminatorik. Zur Logik der 'Second Order Cybernetics'. Von den 'Laws of Form' zur Logik der Reflexionsform. In: Kalk�l der Form. Hrsg. v. Dirk Baecker. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1993, S. 152-196.
[50] Vgl. Rudolf Kaehr: Kalk�l f�r Selbstreferentialit�t oder selbstreferentielle Kalk�le? In: Radikaler Konstruktivismus. Forschungsbericht 288, FB Informatik. Hrsg. v. Bernd Hellingrath, et al. Uni. Dortmund: Dortmund 1990, S. 15-35.
[51] Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Ph�nomenologie des Geistes. S. 23. Ed. Moldenhauer/Michel (Suhrkamp)
[52] Vgl. George Spencer Brown: Laws of Form. Toronto et al.: Bantam Books, 1973 .; Francisco J. Varela: A Calculus of Selfreference. International. Journal of General Systems. 2, 1975, S. 5-27. Ein Reflexion �ber das unreflektierte Apriori des draw a distinction im Spencer-Brown-Kalk�l, in: Joachim Castella: Scheidekunst. Gedanken �ber zeitgen�ssische Sch�pfungsmythologeme. In: Gotthard G�nther - Technik, Logik, Technologie. S. 55-79.
[53] Hegel: Ph�nomenologie des Geistes. S. 29.
[54] Es geht also um die logische Wiederholung der metaphysisch-anthropologischen Dekonstruktion Hegels; eine paradoxe Bewegung, denn sie "markiert gewi� das Ende des Menschen, den vergangenen Menschen, aber zugleich die Erf�llung des Menschen, die Aneignung seines Wesens." Jacques Derrida: Fines Hominis. In: J.D.: Randg�nge der Philosophie. Hrsg. v. Peter Engelmann. Wien: Passagen, 1988, S. 119-141, hier S. 129.
[55] Nicht zuletzt, wenn das zoon logon echon aus dem Zentrum heraus r�ckt, "das Eigent�mliche aller Metaphysik" aber darin besteht, "da� sie 'humanistisch' ist." Martin Heidegger: Brief �ber den 'Humanismus'. In: M.H.: Wegmarken. Frankfurt/M.: Klostermann, 1967, S. 145-194, hier S. 153.
[56] Vgl. Joachim Castella: Das organisierte Selbst. Reflexionslogische Minimalbedingungen selbstbez�glicher Strukturbildung. In: Realit�ten und Rationalit�ten. Jahrbuch f�r Selbstorganisation. Hrsg.v. Rudolf Kaehr, Axel Ziemke. Berlin: Duncker & Humblot, 1996, S. 87-109.
[57] Vgl. Jacques Derrida: Die diff�rance. In. J.D.: Randg�nge der Philosophie. S. 29-52.
[58] Den Erweis der Operabilit�t tritt Rudolf Kaehr an: Materialien zur Formalisierung der dialektischen Logik und der Morphogrammatik 1973-1975. In: Gotthard G�nther: Idee und Grundri� einer nicht-Aristotelischen Logik. Anhang zur 2. Aufl., Hamburg: Meiner, 1978, 117 S. Wenn die Kritik also vorwurfsvoll fragt, ob "perhaps Kaehr is orientated more towards Derrida's grammatology then Hegel's dialectic", dann offenbart sich der Nexus Hegel - G�nther - Derrida als kaum gekannt. A. Griedner: Review of G.G. Idee und Grundri�. History and Philosophy of Logic. Vol. 3/1, 1982, S. 103-105, hier S. 105.
[59] [59] Den gro�en Altersentwurf hierzu gibt Gotthard G�nther mit: Identit�t, Gegenidentit�t und Negativsprache. Hegel-Jahrbuch 1979. Hrsg. v. Wilhelm Raimund Beyer. K�ln: Pahl-Rugenstein, 1980, S. 22-88.
![]() Home |
![]() PCL-Group |
![]() Courses + Training |
![]() MediaPool |
![]() G�nther Electronic Archive |
![]() PolyContextural Computing Lab |
![]() Glossary |
![]() Links |
![]() Contact |
� '96 PCL Group Design & Realisation: XpertNet |