Der philosophische Leitfaden zur Frage nach der Existenz


Damit zeichnet sich eine Antwort ab auf die Frage,..., inwiefern jemand sich in seinen praktischen Ja/Nein-Stellungnahmen - in seinem 'ich kann -' - zu sich verhält. Die Antwort lautet: nicht indem das Subjekt sich selbst zum Objekt wird, sondern indem es sich zu seiner Existenz verhält." (Tugendhat 1979, 38)

Daß ich mich voluntativ-affektiv zu meiner Existenz verhalten kann, gründet darin, daß die Proposition, zu der ich mich dabei verhalte, nicht das Faktum ist, daß ich existiere, sondern die bevorstehende Existenz und das heißt die (praktische) Notwendigkeit, daß ich zu sein habe, und in eins die (praktische) Möglichkeit, zu sein oder nicht zu sein bzw. so und so zu sein oder nicht zu sein." (Tugendhat 1979,189)

Die Unterscheidung zwischen dem Aktor als Faktum und dem Aktor als Existenz wird hier mit den zwei Modi der Identität, der Gleichheit und der Selbigkeit, kontexturtheoretisch in Zusammenhang gebracht. Diese Unterscheidung ist von Günther in die philosophische Logik eingeführt worden und läßt sich noch direkter als die Unterscheidung zwischen Reflexions- und Seinsidentität bestimmen:

Subjektivität ist ein Phänomen, das über den logischen Gegensatz des 'Ich als subjektivem Subjekt' und des 'Du als objektivem Subjekt' verteilt ist, wobei beide eine gemeinsame vermittelnde Umwelt haben." (Günther, Bd.II, 1979, 209).

Diese Unterscheidung zwischen Gleichheit und Selbigkeit scheint harmlos zu sein, wenn man sie als partielle Negation auf der unangefochtenen ontologisch-logischen Basis von Identität und Diversität betrachtet. Wird sie aber auf die Identität der Logik selbst angewandt, dann spaltet sich die Einheit der Logik auf und die Notwendigkeit einer Distribution und Vermittlung von Logiken überhaupt entsteht. Nach dem Konzept der partiellen Negationen wäre wieder die klassische relationslogische Grundlage für die Antinomie der Selbstbezüglichkeit eingeführt.

1 Der philosophische Leitfaden zur Frage nach dem Selbst

"Das Selbst ist der reine Selbstbezug des Ichs zu sich selbst." Kierkegaard

2 Gegenläufigkeit, Duplizität des Ichs, Stromdes Bewusstseins

Die Frage nach dem Selbst (des Bewusstseins), dem Selbst-Bewusstsein, ist eine andere als die Frage nach der Existenz, d.h. der Ek-sistenz (Heidegger) des Daseins.

Ein Leitfaden zur Klärung der Seinsweise bzw. der Funktionsweise des Selbst gibt die doppelte Unterscheidung des Denkens als "Ich denke (etwas)" und "Das Denken denkt (mich)".

Wie schon in den 90ern gilt hier die Aussage "Die Dekonstruktion des Ichs, seine Entnominalisierung hat uns die Einsicht gebracht, daß nicht das Ich das Denken, sondern das Denken das Ich bestimmt."

Kurzformel:

Ich denke

Das Denken icht.

Dann: Beides Ineins

Und: Weder-Noch.

Obwohl seit William James, Bergson, Husserl u.a. und besonders hervorgehoben durch Günther, die Bedeutung des Bewusstseinsstromes, das Strömen des Bewusstseins erkannt wurde, ist diese Erkenntnis bisdahin weitgehend eine Metapher geblieben.

Bense betont, die Linearität des Bewusstseinsstromes, des Zeichenflusses, des Informationsflusses usw.

Selbst wenn es sich ebenso um eine Metapher und eine Anleihe bei anderen Disziplinen, hier der Mathematik, handeln sollte, ist die Verbindung von algebraischen und ko-algebraischen Methoden meines Wissens in diesem Zusammenhang noch nicht versucht worden. Dazu kommt, und ich denke, dies ist ein wesentlicher Unterschied zu Paraphrasierungen wissenschaftlicher Konzepte und Methoden, dass hier ein neuer Mechanismus des Zusammenspiels der verscheidenen Theorien in Form der Proemialität versucht wird. Dieser Zusammenhang zwischen algebraischen und ko-algebraischen Tendenzen hat für sich wissenschaftliche Bedeutung und braucht nicht auf die hier vorgeschlagene Applikation beschränkt zu werden.

Der ko-algebraische Ansatz betont dual zum algebraischen den Strom (stream), den Fluss der Phänomene. Sie sind nicht als Strukturen gegeben sondern müssen in ihrer Prozessualität befragt werden. Identifiziert werden diese Phänomene nicht durch eine Identifikation im Sinne einer Identitätsbeziehung sondern durch eine Bisimulation ihres Verhaltens.

Das Selbst ist jedoch für sich selbst weder algebraisch noch ko-algebraisch definiert, sondern eher als Wechsel zwischen beiden, d.h. die swinging typs geben den Mechanismus des Wechselspiels zwischen algebraischen und ko-algebraischen Phanomenen an.

In einer etwas einfacheren Terminologie handelt es sich um einen CHiasmus zwischen den dualen Thematisierungen der Algebraa und der Ko-Algebra.

M.a.W., handelt es sich um den Chiasmus zwischen volitiven und kognitiven Prozessen.

Diagramm 24

Graph der Dialoglogik

Die Pfeile in dem Diagramm geben die konzeptionellen Abhängigkeiten der Termini an.

Zwischen dem subjektiven Subjekt und dem objektiven Subjekt, also zwischen dem denkenden und dem gedachten Subjekt, setzt Günther einen Doppelpfeil, der eine symmetrische Umtauschrelation zwischen den Termini symbolisiert.

Es gilt diesen Doppelpfeil als Chiasmus zu explizieren.



ICH-DU-ES-Funktionalität

Diagramm 25
<tr